Den Angriff auf die Ver­samm­lungs­frei­heit abwehren!

Demons­tra­ti­on: 12.06.2021, 11.30 Uhr, Cen­ter­point Oberhausen-Sterkrade

Wäh­rend der pan­de­mie­be­ding­ten Ein­schrän­kun­gen plant die schwarz-gel­be Lan­des­re­gie­rung einen erheb­li­chen Angriff auf unse­re Ver­samm­lungs­frei­heit. Bereits 2018 hat sie ihre „Sicher­heits­agen­da“ mit dem rigi­de in Grund­rech­te ein­grei­fen­den Poli­zei­ge­setz ver­ab­schie­det. Mit einem Lan­des­ver­samm­lungs­ge­setz für Nord­rhein-West­fa­len will sie die bis­her gel­ten­den Rege­lun­gen des Bun­des­ver­samm­lungs­ge­set­zes erset­zen und dabei mas­siv in unse­re Frei­hei­ten ein­grei­fen. Der Ent­wurf der Lan­des­re­gie­rung ist durch und durch auto­ri­tär gestrickt: Anstatt poli­zei­li­che Ein­grif­fe strik­ter Kon­trol­le zu unterstellen,um damit (ras­sis­ti­sche) Poli­zei­ge­walt, Ein­schüch­te­rung und Über­wa­chung zu unter­bin­den, ver­kehrt er die zen­tra­le Bedeu­tung der Ver­samm­lungs­frei­heit für eine demo­kra­ti­sche Gesell­schaft ins Gegen­teil und muss daher unbe­dingt gestoppt werden!

Die Ver­samm­lungs­frei­heit zählt in der par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie zu den zen­tra­len Grund­rech­ten, weil sie es Bürger:innen ermög­licht, ihre Anlie­gen auf die Stra­ße zu tra­gen und Miss­stän­de anzu­pran­gern. Demo­kra­tie braucht leben­di­ge Ver­samm­lun­gen – die Lan­des­re­gie­rung plant mit ihrem Geset­zes­ent­wurf einen Angriff auf die Zivilgesellschaft.

So sol­len vor­aus­set­zungs­los Über­sichts­auf­nah­men (bei­spiels­wei­se per Droh­ne oder Hub­schrau­ber) zuläs­sig sein und unter bestimm­ten Vor­aus­set­zun­gen auch ver­deck­te Ton- und Video­auf­nah­men. Zudem sol­len Anmelder:innen von Ver­samm­lun­gen zukünf­tig umfang­rei­che Anga­ben machen, wer­den zur Koope­ra­ti­on mit der Poli­zei gedrängt und müs­sen unter Umstän­den sogar die per­sön­li­chen Daten der Ordner:innen an die Poli­zei über­mit­teln. Durch die Aus­höh­lung der Poli­zei­fes­tig­keit der Ver­samm­lung und die Befug­nis zur vor­aus­set­zungs­lo­sen Errich­tung von Kon­troll­stel­len kann zukünf­tig der Zugang zu Ver­samm­lun­gen durch die Poli­zei erheb­lich erschwert oder gar unter­bun­den wer­den. Allein die Ver­mu­tung, dass Per­so­nen eine Ver­samm­lung stö­ren wol­len, könn­te aus­rei­chen, dass die Poli­zei sie und ihre Sachen durch­sucht, ihre Iden­ti­tät fest­stellt und ihnen unter­sagt, an der Demons­tra­ti­on oder Gegen­kund­ge­bung teil­zu­neh­men. Auch anti­fa­schis­ti­sche Gegen­pro­tes­te wer­den durch ein erwei­ter­tes Stö­rungs­ver­bot erschwert. Ein­heit­li­che Klei­dung, wie sie u.a. in der Kli­ma­ge­rech­tig­keits­be­we­gung als Teil des Mei­nungs­aus­drucks getra­gen wird, kann mit dem sog. Mili­tanz­ver­bot kri­mi­na­li­siert wer­den. Pro­gres­si­ve Ideen, wie z.B. eine Abschaf­fung des straf­be­wehr­ten Ver­mum­mungs­ver­bo­tes oder eine unab­hän­gi­ge Beob­ach­tung der Poli­zei­ein­sät­ze fin­den sich nicht im Ent­wurf. Auch zen­tra­le Prin­zi­pi­en der Ver­fas­sungs­recht­spre­chung wur­den nicht auf­ge­nom­men: etwa ein Dees­ka­la­ti­ons­ge­bot, die Ermög­li­chung von Gegen­pro­tes­ten in Hör-und Sicht­wei­te und die Pflicht für Zivilpolizist:innen, sich zu erken­nen zu geben. Der gan­ze Geset­zes­text atmet Miss­trau­en gegen Bürger:innen, die ihre Ver­samm­lungs­frei­heit wahrnehmen.

Was Ver­samm­lungs­frei­heit prak­tisch bedeu­tet, haben 100.000 Demonstrant:innen 1981 bei den Pro­tes­ten gegen das AKW Brok­dorf erkämpft und vor dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt anschlie­ßend durch­ge­setzt. Das Ver­fas­sungs­ge­richt bezeich­ne­te in sei­nem weg­wei­sen­den Brok­dorf-Beschluss Ver­samm­lun­gen als „ein Stück ursprüng­lich-unge­bän­dig­ter unmit­tel­ba­rer Demo­kra­tie, das geeig­net ist, den poli­ti­schen Betrieb vor Erstar­rung in geschäf­ti­ger Rou­ti­ne zu bewah­ren“. 40 Jah­re spä­ter legt die Lan­des­re­gie­rung die Axt an die­se Grund­sät­ze und ver­stärkt damit den gesell­schaft­li­chen Rechts­ruck. Damit ist der Ent­wurf ein Angriff auf die Demo­kra­tie – also auf uns alle! Dem stel­len wir uns trotz aller Unter­schie­de in unse­ren Ansich­ten, Stra­te­gien und Akti­ons­for­men gemein­sam entgegen!

Ober­hau­se­ner Bünd­nis gegen das Ver­samm­lungs­ge­setz NRW

Aufruf Demo Oberhausen Sterkrade gegen das "Neue Versammlungsgesetz"  12. Juni 2021 - 11:30 Uhr Centerpoint

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