Der Klimawandel hat spürbar eingesetzt und zeigt, insbesondere für Menschen im Globalen Süden, bereits katastrophale Folgen. Dank dem Engagement von Fridays for Future werden die seit Jahrzehnten von Wissenschaft und Ökologiebewegung vorgetragenen Warnungen und Handlungsaufforderungen endlich zur Kenntnis genommen. Doch die nötigen Maßnahmen folgen nicht. Das zeigt einmal mehr die gerade stattfindende Weltklimakonferenz.
Und auch „im Kleinen“ fällt das Umdenken so manchen Zeitgenoss*innen schwer. Offenbar ist es für nicht wenige kaum vorstellbar, dass der öffentliche Raum nicht zwingend als Blech-Abstellplatz zur Verfügung stehen muss. Und dass auch in Oberhausen das Leben mit mehr Radverkehr und ÖPNV und dafür mit weniger Lärm, Gestank und Dreck angenehmer werden könnte. Andere Städte machen das längst vor.
Wir dokumentieren hier zwei öffentliche Stellungnahmen zum Thema.
Andrea-Cora Walther, 05.12.2019
Seltene Einigkeit herrschte in der Bezirksvertretung Osterfeld auf der Sitzung am 03.12.2019:
Niemand kennt die einfache und einzige Lösung für ein Miteinander von Fahrrad und parkenden Autos auf und neben der Teutoburger Straße. Aber Uneinigkeit besteht in der Frage, wer die Versager des Verfahrens sind. […]
Sicher ist, es gibt keine Mobilitätsplanung in Oberhausen, die den Begriff „Konzept“ verdient.
Alles, was auf den Straßen Oberhausens geregelt wird, ist ein Flickwerk, das nur das verwirklicht, was durch Fördergelder finanziert wird.
Da ist es gut, dass versucht wird, die wenigen Mittel mit maximalem Fachverstand zu verplanen. Planungsbüros, Professoren, Verkehrsplanung der Stadt. Es muss die für alle Nutzenden des öffentlichen Raums verträglichste Lösung gefunden werden.
Dem Umweltdezernat „ideologische“ Gründe für die Planung vorzuwerfen, ist genauso wenig hilfreich, wie in der Diskussion einem Experten vom ADFC das Rederecht zu verweigern.
Welche anderen als „ideologische“ Gründe sollte dieses Veto von BOB haben? Hat man Angst vor der einen Stimme, die die Bedürfnisse von Fahrradfahrenden darlegen kann inmitten all der Autofahrenden, die um die Stehplätze für ihre fahrbaren Untersätze fürchten?
Der Kampf um jeden Stehplatz ist ein Anachronismus in einer Zeit, in der zumindest die Wissenschaft und Jugend um die Reduktion der Folgen des Klimawandels kämpft und Großstädte – Städte um ein vielfaches größer als Oberhausen – es schon seit langem geschafft haben, den Radverkehr und ÖPNV so auszubauen, dass kaum ein Auto noch in den Städten zu sehen ist: Amsterdam, Kopenhagen, Basel, selbst Berlin haben schon den MIV [den motorisierten Individualverkehr, die Red.] in ihren Städten überflüssig gemacht.
Der ADFC fordert auch in Oberhausen ein Umdenken, das zumindest die Vision einer autofreien Innenstadt erkennbar werden lässt. Straßen für die Fortbewegung und nicht als Stellfläche für immer mehr Autos.
Heike Hansen, 05.12.2019
Eines vorneweg, die auf der Teutoburger Straße durch Straßenmarkierungen neu eingerichteten Radwege sind ein Gewinn für Oberhausener Fahrradfahrer. Sicher, es gibt bessere Varianten von Radwegen, deren Bau ist jedoch auch deutlich kostspieliger und daher bei den finanziellen Möglichkeiten der Stadt Oberhausen kaum realisierbar.
Während weltweit Menschen engagiert mit einer Vielzahl von Demonstrationen und Aktionen auf den fortschreitenden Klimawandel hinweisen, ihr Recht auf Zukunft von der globalen Gesellschaft einfordern, kämpft in Oberhausen ein Teil der Bürgerschaft für ein unbegrenztes Recht der PKW-Nutzung und ein Recht auf uneingeschränktes Parken im öffentlichen Raum.
Dabei geht es ihnen anscheinend nur um ein „Weiter so“, um den Erhalt eines lieb gewonnenen Gewohnheitsrechts.
Das war wohl auch der Auslöser für die Politposse, die während der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Osterfeld aufgeführt wurde. Denn gewünscht wurde, dass die auf der Straße markierten Radwege wieder den parkenden Autos zur Verfügung gestellt werden und weitere Markierungsarbeiten nicht stattfinden.
Fahrradfahrer sollen dann wieder die maroden, gefährlichen kaum befahrbaren Hochbordradwege nutzen.
Auch wenn für die Bürger, jetzt gerade in der Vorweihnachtszeit, das Verkehrschaos überall sichtbar ist, ist die Bereitschaft, Mobilität neu zu denken, leider nur bei zu wenigen Oberhausenern vorhanden.
Es ist beschämend, dass im Jahr 2019, wo vielerorts über neue Verkehrskonzepte diskutiert und an neuen Konzepten gearbeitet wird, von Teilen der Oberhausener Politik noch immer veraltete, längst überholte Verkehrskonzepte favorisiert und verfolgt werden.
Als Oberhausenerin erhoffe ich mir für uns und die Zukunft unserer Kinder ein Umdenken innerhalb der Bürgerschaft und bei den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft.