Flash­mob bei XXXL Rück in Oberhausen

Doku­men­ta­ti­on der Pres­se­mit­tei­lung von AKUWILL und work-watch zu dem Flash­mob am 3. Dezem­ber 2016:

Flash­mob bei XXXL Rück in Oberhausen

 

Einige der AktivistInnen, Foto: Privat

Eini­ge der Akti­vis­tIn­nen, Foto: Privat

Mehr als ein Dut­zend gewerk­schaft­li­che Akti­vis­tIn­nen und soli­da­ri­sche Betriebs­rä­te, unter ande­rem von Bau­haus, demons­trier­ten am Sams­tag im Möbel­haus XXXL Rück in Ober­hau­sen. Mit Paro­len wie „Betriebs­rats­fres­ser XXXL“ und „XXXLNICHT mein Möbel­haus“ began­nen sie ihren Pro­test in der Cafe­te­ria und zogen anschlie­ßend durch ver­schie­de­ne Abtei­lun­gen des Möbel­hau­ses, ver­teil­ten Flug­blät­ter und hiel­ten Pla­ka­te in die Luft.

Damit haben sie die Kund­schaft erneut auf die Machen­schaf­ten von XXXL auf­merk­sam gemacht:
XXXL packt ein­fach alle Beschäf­tig­ten einer über­nom­me­nen Filia­le in ver­schie­de­ne neu gegrün­de­te Gesell­schaf­ten. Ser­vice­ge­sell­schaf­ten hei­ßen sie. Die­se Gesell­schaf­ten erle­di­gen alle anfal­len­den Arbei­ten wie Ver­kauf, Betrieb des Restau­rants, Lager oder Kun­den­diens­te. Die Ser­vice­ge­sell­schaf­ten haben kein eige­nes Ver­mö­gen, aus dem sie z.B. die Löh­ne und Gehäl­ter zah­len könn­ten. Sie haben nur Arbeitskräfte.

Das Geld bekom­men die Ser­vice­ge­sell­schaf­ten monat­lich von den soge­nann­ten Betrei­ber­ge­sell­schaf­ten. Das ist die ande­re Sor­te von Gesell­schaf­ten in den XXXL-Filia­len. Sie besit­zen Kapi­tal und Ver­mö­gen und zah­len damit die Diens­te der Ser­vice­ge­sell­schaf­ten. Ver­bun­den sind Betrei­ber- und Ser­vice­ge­sell­schaf­ten durch soge­nann­te Dienst­leis­tungs­ver­trä­ge. Die haben eine 14-täti­ge Kündigungsfrist.
Kün­digt nun die Betrei­ber­ge­sell­schaft einer Ser­vice­ge­sell­schaft den Dienst­leis­tungs­ver­trag, ist die Ser­vice­ge­sell­schaft am Ende der zwei­wö­chi­gen Kün­di­gungs­frist plei­te, mel­det Kon­kurs an und schmeißt ihre Beschäf­tig­ten auf die Straße.

Den Gekün­dig­ten bie­tet jetzt eine neue Ser­vice­ge­sell­schaft von XXXL neue Arbeits­ver­trä­ge an. Zu schlech­te­ren Bedin­gun­gen. Wol­len die Beschäf­tig­ten nicht arbeits­los wer­den, müs­sen sie die­ses schlech­te­re Ange­bot anneh­men. Bis auf die, die kein neu­es Beschäf­ti­gungs­an­ge­bot erhal­ten haben. Die gucken kom­plett in die Röh­re. Auf­fäl­lig oft sind das gut bezahl­te Beschäf­tig­te mit lan­gen Kün­di­gungs­fris­ten und akti­ve GewerkschafterInnen.
Bei der Über­nah­me von Rück-Ober­hau­sen hat XXXL auf die­se Wei­se den gesam­ten Betriebs­rat vor die Tür gesetzt und über 60 Mit­ar­bei­te­rIn­nen gekün­digt. Obwohl bis­her alle Beschäf­tig­ten ihre Kün­di­gungs­schutz­pro­zes­se gewon­nen haben, wei­gert sich XXXL, sie wie­der einzustellen.
Der Geschäfts­füh­rung hat die Akti­on natür­lich nicht gefal­len: Nach fünf Minu­ten fing einer der Füh­rungs­kräf­te an, den Pro­test mit sei­nem Smart­phone abzu­fil­men und for­der­te die Betei­lig­ten auf, das Haus zu ver­las­sen. Er wies ihnen jedoch nicht den Weg zur Tür. So konn­ten die Pro­tes­tie­ren­den nur über Umwe­ge Rich­tung Aus­gang lau­fen, weil sie sich im Haus nicht aus­kann­ten. Dabei skan­dier­ten sie wei­ter Paro­len. Meh­re­re Kun­dIn­nen kamen auf sie zu, um ein Flug­blatt zu ergat­tern und eini­ge zeig­ten mit erho­be­nem Dau­men ihre Sym­pa­thie für die Akti­on. „Die trau­en sich was!“, bemerk­te einer der Kun­den. Nach­dem die Secu­ri­ty anfing hand­greif­lich zu wer­den und die Pro­tes­tie­ren­den her­um­zu­schub­sen, ver­lie­ßen sie schließ­lich über den Kas­sen­be­reich das Gebäude.

In Ober­hau­sen, und mitt­ler­wei­le auch bun­des­weit, ist der betrieb­li­che Kon­flikt bei XXXL immer wie­der The­ma, zuletzt in der Sen­dung Frontal21 (https://www.zdf.de/politik/frontal-21/die-tricks-der-moebelkette-xxxlutz-102.html).

Der Flash­mob in Ober­hau­sen wird nicht die letz­te Akti­on gewe­sen sein“, so einer der Aktivisten.

Ober­hau­sen, 3. Dezem­ber 2016

Akti­ons­kreis gegen Unter­neh­mer­will­kür (AKUWILL), Post­fach 10 01 25, 46001 Ober­hau­sen, info(ät)akuwill.de
work-watch e. V., The­bä­er­str. 26, 50825 Köln, info(ät)work-watch.de

aus der Ober­hau­se­ner Bei­la­ge zur Avan­ti 250, Dezem­ber 2016
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