Sym­bol­po­li­tik der Mutlosigkeit

Nach 1,5 Stun­den Dis­kus­si­on im Stadt­rat zum The­ma Kli­ma­not­stand ist das Ergeb­nis über die Abstim­mung für Fri­days for Future und Par­ents for Future Ober­hau­sen enttäuschend.

Andrea Berg*

SPD-, CDU-, FDP- und BOB-Frak­ti­on stimm­ten dem Ände­rungs­an­trag von CDU und SPD zur Reso­lu­ti­on zum Kli­ma­not­stand der Grü­nen zu, der sich gegen die Aus­ru­fung des Kli­ma­not­stands für Ober­hau­sen aus­spricht. Dabei ist die Reso­lu­ti­on von Bünd­nis 90/Die Grü­nen durch die­sen Ände­rungs­an­trag mas­siv ent­schärft worden.
Zwar waren sich alle Redner*innen einig: Es muss jetzt etwas getan wer­den, um die Kli­ma­ka­ta­stro­phe zu ver­hin­dern. Im Ände­rungs­an­trag selbst ist trotz aller Ände­run­gen deut­lich for­mu­liert: „… dass der von Men­schen ver­ur­sach­te Kli­ma­wan­del gra­vie­ren­de Aus­wir­kun­gen ver­ur­sacht – bis hin zu einer mög­li­chen Kli­ma­ka­ta­stro­phe, die das Leben auf unse­rem Pla­ne­ten gefähr­det …“ Den­noch stel­len SPD und CDU die bereits unter­nom­me­nen Anstren­gun­gen in den Vor­der­grund und ver­wei­sen auf die Kos­ten – „Kli­ma­schutz gibt es nicht zum Null­ta­rif“– so der Ände­rungs­an­trag zugespitzt.

Fahrraddemo „Oberhausen sattelt um“, Oberhausen, 6. Juli 2019. Foto: Avanti O.

Fahr­rad­de­mo „Ober­hau­sen sat­telt um“, Ober­hau­sen, 6. Juli 2019. Foto: Avan­ti O.

Des­sen sind sich alle Enga­gier­ten von FfF und PfF bewusst. Ob die­se Form der mut­lo­sen Poli­tik hilft, die sich immer­zu auf die klam­men Kas­sen beruft, statt nach vorn zu bli­cken und zukünf­tig bereits im Vor­feld alle künf­ti­gen Ent­schei­dun­gen auf Kli­ma­re­le­vanz zu prü­fen, bezwei­feln wir stark. Nicht die Erklä­rung des Kli­ma­not­stands ist Sym­bol­po­li­tik, wie von den Frak­tio­nen SPD, CDU und FDP in einer ermü­den­den Dis­kus­si­on des Begriffs „Kli­ma­not­stand“ abge­wie­gelt wur­de, son­dern die heu­ti­ge Ent­schei­dung des Stadt­rats. Die­se Abstim­mung ist eine Sym­bol­po­li­tik der Mut­lo­sig­keit. Mit die­ser könn­ten alle zukünf­ti­gen Ent­schei­dun­gen zuguns­ten des Kli­ma­schut­zes (und auch ande­rer Bedar­fe!) auf­grund ent­ste­hen­der Kos­ten nega­tiv beschie­den wer­den, ohne dass die Frak­tio­nen in die Pflicht genom­men wür­den, wei­te­re stich­hal­ti­ge Argu­men­te vor­zu­brin­gen – frei nach dem Mot­to „Wir sind für Kli­ma­schutz, lei­der feh­len uns aber die Mittel“.
Die früh­zei­ti­ge Prü­fung auf Kli­ma­re­le­vanz vor Umset­zung von Maß­nah­men kann sogar Kos­ten spa­ren, da die­se Ent­schei­dun­gen für effi­zi­en­te Maß­nah­men auf Stand der Tech­nik begüns­ti­gen kann und auch spä­te­re Umrüstungen/Nachbesserungen erspart, die häu­fig mit hohen Kos­ten einhergehen.

Fri­days for Future und Par­ents for Future Ober­hau­sen sind ent­täuscht über den Aus­gang der heu­ti­gen Abstim­mung, die an den Bedürf­nis­sen der Mehr­heit der Bür­ger vor­bei getrof­fen wur­de. Es geht um CO2-Redu­zie­rung jetzt – egal, ob ande­re Län­der oder Städ­te wei­ter sind oder nicht.
Jetzt müs­sen SPD, CDU, FDP bewei­sen, dass sie Kli­ma­schutz wirk­lich ernst neh­men und kon­kre­te Maß­nah­men in Ober­hau­sen umset­zen: Dach­be­grü­nung, ÖPNV-Aus­bau, Aus­bau der Rad­we­ge, um Alter­na­ti­ven zum Auto­ver­kehr zu schaf­fen, um eini­ge seit lan­gem bekann­te Vor­schlä­ge zu nennen.

Wir von FfF und PfF wer­den dran­blei­ben und die Ober­hau­se­ner Poli­tik in die Pflicht neh­men, wenn es dar­an geht, zukünf­tig die Ein­zel­maß­nah­men der Stadt zum Kli­ma­schutz zu prüfen.

* Andrea Berg ist aktiv bei Par­ents for Future in Oberhausen.

aus der Avan­ti O., Juli/August 2019
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