Hen­nes & Mau­ritz (H&M) geht gegen Betriebs­rä­te vor

Hen­nes & Mau­ritz (H&M) geht gegen Betriebs­rä­te vor

Kün­di­gung von Betriebs­rat Luka­sz C. abgewiesen

Hen­nes & Mau­ritz hat sich bereits in der Ver­gan­gen­heit mit dem Vor­ge­hen gegen Dami­a­no Q. sei­nen Ruf als Betriebs­rats-Mob­ber ver­schafft. Seit Ende 2016 streng­te der Mode­kon­zern Kün­di­gungs­ver­fah­ren nun gegen gleich drei Betriebs­rä­te an. Am 26. Sep­tem­ber 2017 wies das Lan­des­ar­beits­ge­richt Düs­sel­dorf das Kün­di­gungs­be­geh­ren gegen Luka­sz C., Betriebs­rat bei H&M in Lever­ku­sen, ab.

Pro­zess­be­ob­ach­te­rIn

Dami­a­no Q., Betriebs­rats­vor­sit­zen­der in der Trie­rer Filia­le der Mode­ket­te, hat­te von Dezem­ber 2012 an mit Unter­stüt­zung sei­ner Gewerk­schaft ver­di für die Rück­kehr in den Betrieb gekämpft. Nach fünf Kün­di­gungs­ver­su­chen durch das Unter­neh­men, die sich gegen Dami­a­nos Tätig­keit für die Inter­es­sen­ver­tre­tung der Beschäf­tig­ten rich­te­ten, ent­schied das Bun­des­ar­beits­ge­richt im Mai 2015 end­gül­tig zuguns­ten des Kollegen.
Dies hat die Unter­neh­mens­lei­tung offen­kun­dig nicht davon abge­hal­ten, wei­ter gegen akti­ve Betriebs­rä­te vorzugehen:
Im Novem­ber 2016 begehr­te H&M in Lever­ku­sen beim zustän­di­gen Arbeits­ge­richt die Kün­di­gung des Betriebs­ra­tes Luka­sz C. wegen angeb­li­cher Selbstbeurlaubung.

Im Janu­ar 2017 folg­te das Kün­di­gungs­be­geh­ren gegen den lang­jäh­ri­gen Vor­sit­zen­den des Betriebs­rats der Tübin­ger Filia­le, Mali T., der zudem Mit­glied des Gesamt­be­triebs­rats ist. Sein angeb­li­ches Ver­ge­hen: Nach­dem er sich erfolg­reich für die Rech­te der Beschäf­tig­ten ein­ge­setzt hat, soll er eben die­se in einem Vier-Augen-Gespräch der Fili­al­lei­tung zum Kauf ange­bo­ten haben.
Nico L., des­sen Kün­di­gung H&M Mit­te Mai 2017 begehr­te, ist Betriebs­rats­vor­sit­zen­der bei H&M in Bonn und eben­falls Mit­glied des Gesamt­be­triebs­rats. Dem Kol­le­gen, der erfolg­reich zur Grün­dung neu­er Betriebs­rä­te bei der Mode­ket­te bei­getra­gen hat, wer­den wie Luka­sz Selbst­be­ur­lau­bung sowie Arbeits­zeit­ma­ni­pu­la­ti­on vor­ge­wor­fen – ein belieb­ter Vor­wurf bei der Kün­di­gung von Betriebs­rä­ten, nicht nur bei H&M.

Luka­sz bleibt Betriebsrat
Als das Arbeits­ge­richt die Kün­di­gung von Luka­sz für unzu­läs­sig befand, ging H&M in Beschwerde.
Der ers­te Ter­min vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt in Düs­sel­dorf am 28. Juli 2017 ver­lief ergeb­nis­los, da für die Ermitt­lung des Sach­ver­halts eine erneu­te Beweis­auf­nah­me not­wen­dig erschien: Die für die Arbeit­ge­ber­sei­te anwe­sen­de Store Mana­ge­rin (Fili­al­lei­te­rin) und ihr Anwalt waren nicht in der Lage zu bele­gen, dass Luka­sz C. eigen­mäch­tig sei­nen Urlaub ver­län­gert hat. Der vom Rich­ter ange­streb­te Ver­gleich kam nicht zustande. 
Bei der Fort­set­zung der Ver­hand­lung am 26. Sep­tem­ber 2017 wur­den dann diver­se Zeu­gIn­nen ver­nom­men: die besag­te Store Mana­ge­rin, zwei Mit­glie­der des Betriebs­ra­tes und eine Depart­ment Mana­ge­rin (Abtei­lungs­lei­te­rin) des Hau­ses in Lever­ku­sen. Letz­te­re wur­de auf Betrei­ben des Anwalts der Arbeit­ge­ber­sei­te zusätz­lich benannt.

Aber auch dies­mal wur­de das Kün­di­gungs­be­geh­ren sei­tens des Unter­neh­mens nicht über­zeu­gend begrün­det. Die Store Mana­ge­rin und die Depart­ment Mana­ge­rin ver­wi­ckel­ten sich in star­ke Widersprüche. 
Die Beweis­last aber lag bei H&M: Die Unter­neh­mens­sei­te hät­te nach­voll­zieh­bar dar­le­gen müs­sen, dass es für die Kün­di­gung des Betrie­brats einen wich­ti­gen Grund gab. Jedoch war das Gericht am Ende nicht davon über­zeugt, dass Luka­sz C. tat­säch­lich eine schwer­wie­gen­de Ver­feh­lung began­gen hat­te, und wies das Kün­di­gungs­be­geh­ren ab.

Damit ist die­ses Ver­fah­ren abge­schlos­sen, und Luka­sz C. kann auch wie­der unein­ge­schränkt sei­ner Arbeit als Betriebs­rat nachgehen.
Die ande­ren Kün­di­gungs­be­geh­ren sind noch nicht ent­schie­den. Wir wer­den wei­ter berichten.

aus der Ober­hau­se­ner Bei­la­ge zur Avan­ti, Oktober/November 2017

 

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