MAN Diesel & Turbo:
Protest gegen den Abbau hunderter Arbeitsplätze in Oberhausen
R.J.
Mehr als 700 KollegInnen versammelten sich am 28.11.2016 vor dem Tor 6 von MAN Diesel & Turbo in Oberhausen-Sterkrade. Sie protestierten gegen den erneuten Abbau von einigen hundert Arbeitsplätzen.
Vertreter der IG Metall, der Stadt Oberhausen, Konzernbetriebsräte und Betriebsräte anderer Großbetriebe (Siemens Mülheim/Ruhr) sprachen neben den Betriebsräten von MAN Diesel & Turbo zu den versammelten KollegInnen. Überwiegenderweise wurde bedauert, Anteilnahme geäußert und wurden sozialpartnerschaftliche Durchhalteparolen verkündet. Dieses hilft den betroffenen KollegInnen aber nicht, ihre Arbeitsplätze zu halten. Nur bei einigen wenigen Redebeiträgen blitzte etwas mehr als Betroffenheit und Bedauern auf. Sie gingen – teilweise sehr deutlich – auf die konkreten Hintergründe und Ursachen des Stellenabbaus ein.
MAN Diesel & Turbo:
Worum geht es bei dem geplanten Stellenabbau?
Die MAN Diesel & Turbo SE in Oberhausen, ein ehemaliges Tochterunternehmen des MAN-Konzerns, gehört heute nach mehreren Zwischenverkäufen und Eigentümerwechseln über die MAN SE mit einem Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag zum VW-Konzern.
In Oberhausen werden industrielle Großkompressoren, Dampf- und Gasturbinen gefertigt, in Oberhausen sind noch etwas über 2.000 KollegInnen beschäftigt.
In den letzten Jahren, insbesondere nach einer der zahlreichen Übernahmen oder Verschmelzungen mit anderen Firmen, wurden Arbeitsplätze abgebaut oder verlagert.
Die aktuellen Pläne, hunderte von Arbeitsplätzen zu vernichten, gehen diesmal aber an die Substanz des Werkes. Das Vorhaben, Werksteile zu schließen, und die geplante Verlagerung von Teilen der Dampf- turbinenproduktion in das indische Bengaluru sind überdeutliche Indizien dafür. Im Oberhausener Werk werden bereits Kollegen gesucht, die in Indien das MAN Turbo-Know-how der Dampfturbinenproduktion vermitteln sollen. Die Kollegen sollen quasi die Verlagerung ihrer Arbeitsplätze selbst in die Wege leiten. Da ist es dann auch nicht mehr weit bis zur kompletten Schließung dieses Bereiches in Oberhausen.
„Basecamp 3000+“
Dies ist die die Bezeichnung des Vorstandskonzeptes zur vorgeblichen Zukunftssicherung des Konzerns. Es sieht vor, dass insgesamt ca. 800 Millionen Euro an „Ergebnisverbesserung“ erzielt werden sollen: Durch Verlagerung, Werkschließungen und die Entlassung von weltweit 1.400 Menschen, davon ca. 1.000 in Deutschland.
So soll eine nachhaltige Rendite von mehr als 5 % erreicht werden. Jedoch dürfte das noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. In den Vorstandsetagen wird gewiss weiter kreativ an der Gewinnmaximierung gearbeitet.
Profite maximieren
Die Fehlentscheidungen des Managements sollen wieder einmal die KollegInnen bezahlen. Durch Arbeitsverdichtung, durch befristete Verträge und eben auch durch weiteren Stellenabbau, um so die Rendite für Aktionäre und Eigentümer weiter zu erhöhen. An dieser Stelle soll nicht vergessen werden, dass MAN Diesel & Turbo zum VW-Konzern gehört, welcher ja versuchen muss, die Kosten, die durch den organisierten weltweiten Betrug mit den Dieselfahrzeugen entstanden sind, woanders wieder herein zu bekommen.
Doch liegt bereits jetzt, entsprechend dem im März 2016 veröffentlichten Konzernbericht für das Jahr 2015, das operative Ergebnis und die operative Rendite deutlich über dem vom Berichtzeitraum 2015. Geld ist also da – nur in den falschen Händen.
Bei der Protestkundgebung am 28.11.2016 kritisierten einzelne Kollegen aus dem Betriebsrat auch deutlich die strategische Fehlentscheidung des Managements, sich eben nicht mit der Produktpalette in den Bereich Energiewende und erneuerbare Energien zu begeben, sondern auf das vermeintlich schnelle Geld mittels des Vorstandkonzeptes „Basecamp 3000+“ zu setzen.
Strategie der Gewerkschaft
Zumindest den verbalen Äußerungen der offiziellen Gewerkschaftsvertreter ist bislang keine kämpferische Handlungsperspektive gegen den Stellenabbau und schleichenden Ausverkauf des Oberhausener Werkes zu entnehmen.
Es bleibt also abzuwarten, was von Seiten der Gewerkschaft an Konzepten und Handlungsperspektiven noch entwickelt wird, um der Arbeitsplatzvernichtung und allen weiteren oben erwähnten und mit Sicherheit kommenden Grausamkeiten etwas entgegen setzen zu können.
Wir werden weiter berichten.