Unse­re Gesund­heit ist mehr wert als ihre Profite!

C. H.

Seit Jahr­zehn­ten trei­ben die Herr­schen­den im Gesund­heits­we­sen die Dik­ta­tur der Zah­len vor­an. Sie ist gegen die Inter­es­sen der Beschäf­tig­ten und der Kran­ken gerichtet.

Fol­gen die­ser Stra­te­gie sind:
=> Die Pri­va­ti­sie­rung von Kran­ken­häu­sern, die sich dann an Gewinn­zie­len ori­en­tie­ren statt sich um aus­rei­chen­des Per­so­nal und bes­se­re Pfle­ge zu kümmern.
=> Unnö­ti­ge Ope­ra­tio­nen, die nur aus Pro­fit­grün­den durch­ge­führt werden.
=> Man­geln­de Hygie­ne und schlech­te Behand­lungs­qua­li­tät, weil Per­so­nal fehlt oder in Bil­lig­fir­men ohne Tarif­bin­dung aus­ge­la­gert wor­den ist.

Protestaktion bei der Gesundheitsminister*innenkonferenz in Leipzig, 4. Juni 2019. Foto: R. Hoffmann.

Soli­da­ri­tät mit den Kolleg*innen des KKO in Ober­hau­sen, 21. Novem­ber 2019. Foto: R. Hoffmann.

Die Mise­re im Gesund­heits­we­sen betrifft alle dort Beschäf­tig­ten und nicht zuletzt die kran­ken Men­schen. In der Pfle­ge ist die Dau­er­be­las­tung durch den mas­si­ven Per­so­nal­ab­bau in den letz­ten Jah­ren uner­träg­lich gewor­den. Die Beschäf­tig­ten wer­den krank oder kün­di­gen. Die Gesund­heit der Kran­ken und Pfle­ge­be­dürf­ti­gen wird gefähr­det, und deren Ange­hö­ri­ge sind oft über­for­dert. Für die wich­ti­ge Arbeit vie­ler Berufs­grup­pen wer­den durch Aus­grün­dun­gen Löh­ne gezahlt, die kaum zum Über­le­ben rei­chen und unwei­ger­lich in die Alters­ar­mut führen.

Nein zur Pro­fit­ori­en­tie­rung im Gesundheitswesen!
Gesund­heit ist ein Men­schen­recht. Daher muss das Ziel eine bedarfs­ori­en­tier­te Ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung sein. Das Wohl der Kran­ken muss im Mit­tel­punkt ste­hen und nicht, wel­che Fall­pau­scha­le für die Abrech­nung am güns­tigs­ten ist. Des­we­gen unter­stüt­zen wir die Bünd­nis­se gegen den Pflegenotstand.

Die Aus­ein­an­der­set­zung beginnt im Kran­ken­haus. Aber es geht noch um mehr. Die gesell­schaft­li­chen Auf­wer­tun­gen von Pfle­ge- und Sor­ge­ar­beit sind eben­so erfor­der­lich wie gute Arbeits­be­din­gun­gen und gute Ent­gel­te. Wir brau­chen also ein ganz­heit­li­ches Gesund­heits-, Pfle­ge- und Sozi­al­sys­tem für alle als Teil der öffent­li­chen Daseinsvorsorge.

Gesund­heit darf kei­ne Ware sein!
Des­halb for­dern wir:

=> Eine gesetz­li­che Personalbemessung,
- die sich nicht an Unter­gren­zen, son­dern an den tat­säch­li­chen Bedürf­nis­sen der Kran­ken bemisst,
- die für alle Sta­tio­nen und Berei­che in der Früh-, Spät- und Nacht­schicht gül­tig ist,
- die aus­schließ­lich durch aus­ge­bil­de­tes Fach­per­so­nal garan­tiert wird,
- und die sta­ti­ons­be­zo­gen, trans­pa­rent und ver­bind­lich umge­setzt wird.

=> Tarif­bin­dung und ange­mes­se­ne Löh­ne für alle Berufs­grup­pen im Krankenhaus.

=> Mehr Qua­li­tät in der Ausbildung
- durch ver­bind­li­che Pra­xis­an­lei­tung und unbe­fris­te­te Übernahmen,
- Qua­li­fi­zie­rungs­an­ge­bo­te und Aner­ken­nung von Berufserfahrung.

=> Bedarfs­ori­en­tier­te Kran­ken­haus­pla­nung und nach­hal­ti­ge Inves­ti­ti­ons­för­de­rung durch die Länder.
Glei­chen Zugang zur Gesund­heits­ver­sor­gung für alle Menschen.

=> Abschaf­fung der Fall­pau­scha­len (DRG/PEPP) – Wett­be­werbs- und Pro­fit­lo­gik haben in Kran­ken­häu­sern und im Gesund­heits­we­sen nichts zu suchen!

=> Rekom­mu­na­li­sie­rung pri­va­ti­sier­ter Häu­ser und aus­ge­glie­der­ter Berei­che – auch durch Ent­eig­nung (Art 14 und 15 GG).

=> Aner­ken­nung von Gesund­heits­ver­sor­gung als gesell­schaft­li­che Grund­auf­ga­be, die unter demo­kra­ti­scher Kon­trol­le von Beleg­schaf­ten und Bevöl­ke­rung zu ste­hen hat.

Bewe­gung für Veränderungen
Die bun­des­wei­ten Tarif­kämp­fe, zahl­rei­che Aktio­nen und die Volks­be­geh­ren für mehr Kran­ken­haus­per­so­nal in Ber­lin, Ham­burg, Bay­ern und Bre­men haben die Gro­Ko unter Zug­zwang gesetzt. Die Her­aus­nah­me der Pfle­ge­per­so­nal­kos­ten aus den Fall­pau­scha­len (DRG) ist jedoch ein Ver­such der Bun­des­re­gie­rung, ohne Ände­rung der Pro­fit­ori­en­tie­rung im Gesund­heits­we­sen Druck abzu­las­sen. Dabei besteht die Gefahr der Ein­füh­rung von Pfle­ge­pau­scha­len, die dem Dik­tat der Pro­fit­ma­xi­mie­rung nicht stand­hal­ten kön­nen. Daher müs­sen die DRGs durch eine bedarfs­ge­rech­te Finan­zie­rung ersetzt werden.

Grund­pfei­ler der Bewegung
Grund­la­ge für eine star­ke Bewe­gung für mehr Per­so­nal in Kran­ken­häu­sern ist die betrieb­li­che Aus­ein­an­der­set­zung. Nur wenn es Kämp­fe in den Häu­sern gibt, kann eine gesell­schafts­po­li­ti­sche Bewe­gung zu nen­nens­wer­ten Ver­än­de­run­gen führen.
=> Daher unter­stüt­zen wir Streiks und Kämp­fe der Beschäftigten.
=> An den Kran­ken­häu­sern, die kei­ne aus­rei­chen­de Streik bereit­schaft haben, unter­stüt­zen wir die Orga­ni­sie­rung der Beschäftigten.
=> Dort, wo sich die Gewerk­schaft ver.di nicht aus­rei­chend für die Inter­es­sen der Beschäf­tig­ten ein­setzt und sogar Streiks ver­hin­dert, unter­stüt­zen wir den Kurs­wech­sel für kämp­fe­ri­sche Mehr­hei­ten in ver.di.

Neben den betrieb­li­chen Kämp­fen benö­ti­gen wir eine star­ke poli­ti­sche Bewe­gung auf der Stra­ße. Wir arbei­ten im Rah­men der Bünd­nis­se für mehr Per­so­nal im Kran­ken­haus aktiv mit. Die Ver­net­zung unse­rer Bünd­nis­se ist not­wen­dig, um unse­re For­de­run­gen auf Bun­des­ebe­ne durch­zu­set­zen. Sie ist ein wich­ti­ger Schritt in Rich­tung einer brei­ten und star­ken Gesund­heits­be­we­gung, die sich auch inter­na­tio­nal orga­ni­sie­ren muss.

aus der Avan­ti O., Sept. -Dez. 2019
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