Barbara Schulz
Hamburg: „Die Bürgerschaft fordert den Senat auf, den 8. März durch die Novellierung des Hamburgischen Landesfeiertagsgesetz(es) zum gesetzlichen Gedenk- und Feiertag zu erklären.“ Das war im Jahre 2009, und es ist nichts beschlossen worden. Es ist zehn Jahre später, also 2019, aber in Berlin gelungen. Dieses Jahr ist der 8. März gesetzlicher Feiertag in Berlin!
ALDI hat blitzschnell reagiert, es geht um die „Wochenend-Knaller“: „Aufgrund des regionalen Feiertags (Weltfrauentag) finden Sie unsere Angebote in Berlin bereits ab Do. 07.03.“, so im Reklamezettel! Eigentlich fast eine werbende Erinnerung, denn am gesetzlichen Feiertag ist nicht verkaufsoffen!
Feiertag ist der 8. März aber in einigen Ländern, von Angola bis Vietnam und Weißrussland, in der VR China haben die Frauen am Nachmittag frei.
Schon 1858 demonstrierten Tabak- und Textilarbeiterinnen in Manhattan. Der erste Frauentag 1909 in den USA war ein Erfolg, Sozialistinnen und Bürgerliche, die für das Wahlrecht eintraten, agierten gemeinsam. Die Idee wurde von der US-Amerikanerin May Wood Simons nach Kopenhagen getragen, wo im August 1910 die Sozialistinnen Clara Zetkin und Käte Duncker sich für einen Antrag einsetzten, der die sozialistischen Frauen aller Länder zu einem Frauentag aufforderte, der „in erster Linie der Agitation für das Frauenwahlrecht“ dienen sollte.
So wurde der erste Frauentag am 19. März 1911 in Deutschland, Dänemark, Österreich-Ungarn, der Schweiz und den USA gefeiert. Das war in Deutschland ein Erfolg für die sozialdemokratische Partei, die seit 1900 das Wahlrecht für Frauen forderte. So forcierte sie für 1912 gegen manche Einwände den Frauentag, der sich etablierte. Mit dem 12. November 1918 wurde durch die Provisorische Regierung „das freie, geheime, aktive und passive Wahlrecht für Männer und Frauen über 20 Jahre“ verkündet. Die Vorkriegsforderung war erfüllt.
In St. Petersburg hatten am 8. März 1917 (23.Februar des alten Kalenders) die Arbeiter- und Soldatenfrauen, ja selbst Bäuerinnen durch Streiks und Demonstrationen die Februarrevolution mit ausgelöst. Die Zweite Internationale Konferenz Kommunistischer Frauen erklärte auf Vorschlag der bulgarischen Delegation den 8. März zum Gedenktag – Frauentag. Andere meinen, es sei Lenin gewesen, der dem Ansinnen Alexandra Kollontais gefolgt sei und den 8. März 1921 zum Internationalen Frauentag erklärte. Ein Jubiläum ist also nicht fern!
In Deutschland gab es für die Jahre 1933 bis 1945 ein Verbot dieser sozialistischen und kommunistischen „Machenschaften“, dafür gab des den Muttertag. 1946 etablierte die Sowjetunion für ihr Besatzungsgebiet den 8. März, der in der DDR Jahr für Jahr begangen wurde. Es gab Blumen und Feiern und Betriebsausflüge der Frauen, etwa in Begleitung eines Gewerkschaftssekretärs, der die Kasse verwaltete. Natürlich wurden in den Feierstunden die Frauen auch an ihre Pflichten erinnert. In der Bundesrepublik gewann der Frauentag mit dem Aufbruch der Frauenbewegung am Ende der 60er Jahre an Bedeutung. Und im Dezember 1977 beschloss die Generalversammlung der UN, den 8. März als Internationalen Frauentag anzuerkennen.
In den 90er Jahren lebte der Frauentag wieder auf, 1994 etwa als Frauenstreiktag. Diese Idee wird gegenwärtig wieder verstärkt aufgenommen, wird aber durch die Interpretation der Streikgesetzgebung gebremst. Ist ein Frauenstreik ein politischer Streik? So konzentrieren wir uns auf die Demonstrationen, um unsere Forderungen auszudrücken.
Es scheint mir gegenwärtig nicht unbedingt von Vorteil zu sein, den 8. März zum gesetzlichen Feiertag zu machen, nicht nur, weil das Streiken dann keinen großen Effekt hat. Allgemeine Arbeitsruhe nimmt dem Tag das Kämpferische, das Aufrührerische, das er in Teilen heute hat.
Was bleibt, sind – zusammengefasst – Forderungen, die das Lied der US-Frauenbewegung von 1912 ausdrückt. Da heißt es am Ende:
„Her mit dem ganzen Leben: Brot und Rosen“.