Baumarkt Hagebau Ziesak
Bisher kein Tarifvertrag für die KollegInnen in Oberhausen
Ein Großteil der Beschäftigten des Baumarktes Hagebau Ziesak an der Mülheimer Straße hat sich gewerkschaftlich bei verdi organisiert und fordert einen Tarifvertrag. Mitte März schrieb verdi die Unternehmensleitung an, verbunden mit der Aufforderung, einen Anerkennungstarifvertrag zu unterzeichnen. Als keine Antwort erfolgte, verliehen die KollegInnen ihrer Forderung Nachdruck.
R. J.
Mit 99 % Zustimmung wurde am 26.05.2017 die Urabstimmung bei Ziesak abgeschlossen. Dieses starke Signal führte dazu, dass bereits wenige Tage später das erste Tarifgespräch zwischen der Gewerkschaft verdi und der Geschäftsleitung von Ziesak stattfand. Das Ergebnis der ersten Verhandlung war eine Gesamtzusage der Geschäftsleitung, dass die Beschäftigten 2017 das tarifliche Urlaubsgeld mit der Juli-Abrechnung erhalten und die Tarifverhandlungen am 21.06.2017 fortgesetzt würden. Auf der verdi-Mitgliederversammlung wurde am gleichen Abend mit einer hohen Beteiligung der Beschäftigten die Gesamtzusage vorgestellt. Die Beschäftigten freuten sich über das Ergebnis, stellten aber gleichzeitig fest, dass dies in der Perspektive nicht ausreiche.
Bei Ziesak liegen die Löhne und Gehälter zum Teil bis zu 30 % unterhalb des Tarifvertrages im Einzelhandel. Die geringfügig Beschäftigten erhalten nur den Mindestlohn in Höhe von 8,84 €. Dagegen liegt die Arbeitszeit mit 40-42 Stunden pro Woche deutlich über der tariflich festgelegten Arbeitszeit von 37,5 Stunden. Ebenso erhalten die Beschäftigten viele Leistungen aus dem Tarifvertrag nicht. So würden die KollegInnen ohne ihr Engagement und ihre Kampfbereitschaft 2017 kein Urlaubsgeld erhalten.
Kurz vor dem Verhandlungstermin im Juni rief verdi die Beschäftigten des Baumarkts zu zweistündigen „kämpferischen Mittagspausen“ auf. Dabei präsentierten ca. 50 KollegInnen gemeinsam mit VertreterInnen von verdi an der Mülheimer Straße ihre Forderung nach Anwendung der Tarifverträge im Einzelhandel, um dieser Nachdruck zu verleihen.
Die Mitgliederversammlung am 22.06.2017, dem Tag nach der Tarifverhandlung, war gut besucht, der Bericht von verdi über den Stand der Verhandlungen stieß auf großes Interesse:
Ein großer Knackpunkt ist unter anderem, ab wann die Tariflöhne für den Einzelhandel bei Ziesak gezahlt werden sollen. Verdi fordert die sofortige Zahlung der Tariflöhne, dagegen bietet Ziesak an, dass erst nach fünf Jahren durch einen Stufenplan das Tarifniveau des Einzelhandels NRW erreicht werden soll. Dieses Angebot ruft bei den verdi-Mitgliedern Unverständnis hervor und wird von ihnen klar abgelehnt. Der Arbeitskampf wird somit fortgesetzt.
Der Korrespondent bedauert, dass er eher zufällig von der „kämpferischen Mittagspause“ erfahren hat. Es wäre sicherlich noch mehr Druck möglich gewesen, wenn die (potentielle) Kundschaft des Baumarkts in die Auseinandersetzungen um eine tarifliche Bezahlung mit einbezogen worden wäre. Denn Vielen ist es durchaus nicht egal, unter welchen Bedingungen die Beschäftigten arbeiten, dort, wo sie einkaufen. Es gab aber keine Möglichkeit für sie, sich mit den KollegInnen solidarisch zu zeigen.
Quellen: Pressemitteilungen von verdi und eigene Beobachtungen