Das Ende der Megama­schi­ne und Chaos

Fabi­an Scheid­ler ana­ly­siert in die­sen bei­den Büchern das herr­schen­de kapi­ta­lis­ti­sche Sys­tem mit sei­nen Ver­hee­run­gen. Und er schlägt 16 Punk­te vor, wie die Gesell­schaft zum Bes­se­ren ver­än­dert wer­den kann. Sei­ne Ana­ly­sen und Vor­schlä­ge wird die ISO Ober­hau­sen in den kom­men­den Mona­ten diskutieren.


Udo Filthaut

Fabi­an Scheid­ler, gebo­ren 1968 in Bochum, stu­dier­te Geschich­te, Phi­lo­so­phie und Thea­ter­re­gie. Er war meh­re­re Jah­re Dra­ma­turg am Grips-Thea­ter in Berlin.
Ende der Nuller­jah­re grün­de­te er zusam­men mit David Goeß­mann das unab­hän­gi­ge Fern­seh­ma­ga­zin Kon­text TV, das regel­mä­ßig Bei­trä­ge zu Fra­gen glo­ba­ler Gerech­tig­keit pro­du­ziert. 2015 ver­öf­fent­lich­te er im Wie­ner Pro­me­dia Ver­lag das Buch „Das Ende der Megama­schi­ne“. „Megama­schi­ne“ steht syn­onym für „das kapi­ta­lis­ti­sche Sys­tem“, und der Unter­ti­tel „Geschich­te einer schei­tern­den Zivi­li­sa­ti­on“ macht voll­ends klar, um was es dar­in geht.

Ende Gelände in der Braunkohlengrube Garzweiler, 22. Juni 2019. Foto: R. Hoffmann.

Ende Gelän­de in der Braun­koh­len­gru­be Garz­wei­ler, 22. Juni 2019. Foto: R. Hoffmann.

Ange­fan­gen mit einer kur­zen Geschich­te der Ent­ste­hung der ers­ten Zivi­li­sa­tio­nen und der Ent­ste­hung von Macht­ver­hält­nis­sen, erklärt Fabi­an Scheid­ler dann recht genau und span­nend, wie sich all­mäh­lich und schier zwangs­läu­fig der Kapi­ta­lis­mus, wie wir ihn ken­nen, her­aus­ge­bil­det hat. Die­ser gan­ze Pro­zess der Mach­t­ent­wick­lung wur­de – logi­scher­wei­se, wie Scheid­ler beschreibt – immer von Revo­lu­tio­nen und deren gna­den­lo­ser Unter­drü­ckung beglei­tet und von unge­heu­er bru­ta­len Erobe­run­gen und Geno­zi­den in den erober­ten Gebie­ten und Erdteilen.
Dies alles setzt Fabi­an Scheid­ler über­zeu­gend und gut ver­ständ­lich zu einem Bild die­ser aktu­ell gewal­tig stot­tern­den Megama­schi­ne zusam­men. Um Mög­lich­kei­ten zu fin­den, aus der Megama­schi­ne zu ent­kom­men, müs­sen wir auch die Geschich­te, wie sie so nicht in der Schu­le behan­delt wird, kennen.

Das Stot­tern der Megama­schi­ne ist das The­ma von Fabi­an Scheid­lers Fol­ge-Buch „Cha­os“, mit dem sehr hoff­nungs­vol­len Unter­ti­tel „Das neue Zeit­al­ter der Revo­lu­tio­nen“. Die­ses Buch, eben­falls bei Pro­me­dia erschie­nen, ist eine, so erscheint es mir, genaue­re Betrach­tung von in der „Megama­schi­ne“ zu kurz Gekom­me­nem. Beson­ders, wie Men­schen sich wehr­ten gegen Macht, Gewalt und Aus­beu­tung, und wie sie sich wei­ter weh­ren müssen.

Das Buch „Cha­os“ ent­hält ein 16-Punk­te-Pro­gramm für den Aus­stieg aus der Megama­schi­ne, das wir nach den Som­mer­fe­ri­en mit allen Inter­es­sier­ten dis­ku­tie­ren wol­len. Dazu wol­len wir uns zunächst jeweils mit ein­zel­nen Punk­ten beschäf­ti­gen: mit ihren Hin­ter­grün­den und Vor­aus­set­zun­gen, und wie wir ihre Stoß­rich­tung und Wirk­sam­keit einschätzen.
Neben der Emp­feh­lung, die­se bei­den kurz­wei­li­gen und auf­schluss­rei­chen Bücher zu lesen, hier als Kost­pro­be die ers­ten fünf Punk­te des Ausstiegsprogramms:
1. Strei­chung aller direk­ten und indi­rek­ten Sub­ven­tio­nen für umwelt- und gemein­wohl­schä­di­gen­de Akti­vi­tä­ten, ins­be­son dere im Ener­gie- und Ver­kehrs­sek­tor, dem pro­du­zie­ren­den Gewer­be, der Finanz­bran­che und der Landwirtschaft.
2. Umbau der Ener­gie­sys­te­me auf dezen­tra­le erneu­er­ba­re Ener­gien in Bür­ger­hand und Ende der För­de­rung fos­si­ler Res­sour­cen bis spä­tes­tens 2035 (Braun­koh­le bis 2025).
3. Umbau der Land­wirt­schaft zur Agrar­öko­lo­gie und Ernäh rungs­sou­ve­rä­ni­tät, wie ihn u. a. der UN-Son­der­be­rich­ter stat­ter für das Recht auf Nah­rung fordert.
4. Kon­se­quen­ter und schnel­ler Umbau des Trans­port­we­sens vom Auto­ver­kehr hin zu öffent­li­chen Sys­te­men auf der Basis erneu­er­ba­rer Ener­gien sowie Dros­se­lung des Flug­ver­kehrs (Ver­bot von Inlands­flü­gen u. a.).
5. Mas­si­ve Besteue­rung über­mä­ßi­ger Ein­kom­men und Ver­mö gen zur Finan­zie­rung des sozi­al-öko­lo­gi­schen Umbaus.

Fort­set­zung folgt.

aus der Avan­ti O., Juli/August 2019
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