Fabian Scheidler analysiert in diesen beiden Büchern das herrschende kapitalistische System mit seinen Verheerungen. Und er schlägt 16 Punkte vor, wie die Gesellschaft zum Besseren verändert werden kann. Seine Analysen und Vorschläge wird die ISO Oberhausen in den kommenden Monaten diskutieren.
Udo Filthaut
Fabian Scheidler, geboren 1968 in Bochum, studierte Geschichte, Philosophie und Theaterregie. Er war mehrere Jahre Dramaturg am Grips-Theater in Berlin.
Ende der Nullerjahre gründete er zusammen mit David Goeßmann das unabhängige Fernsehmagazin Kontext TV, das regelmäßig Beiträge zu Fragen globaler Gerechtigkeit produziert. 2015 veröffentlichte er im Wiener Promedia Verlag das Buch „Das Ende der Megamaschine“. „Megamaschine“ steht synonym für „das kapitalistische System“, und der Untertitel „Geschichte einer scheiternden Zivilisation“ macht vollends klar, um was es darin geht.
Angefangen mit einer kurzen Geschichte der Entstehung der ersten Zivilisationen und der Entstehung von Machtverhältnissen, erklärt Fabian Scheidler dann recht genau und spannend, wie sich allmählich und schier zwangsläufig der Kapitalismus, wie wir ihn kennen, herausgebildet hat. Dieser ganze Prozess der Machtentwicklung wurde – logischerweise, wie Scheidler beschreibt – immer von Revolutionen und deren gnadenloser Unterdrückung begleitet und von ungeheuer brutalen Eroberungen und Genoziden in den eroberten Gebieten und Erdteilen.
Dies alles setzt Fabian Scheidler überzeugend und gut verständlich zu einem Bild dieser aktuell gewaltig stotternden Megamaschine zusammen. Um Möglichkeiten zu finden, aus der Megamaschine zu entkommen, müssen wir auch die Geschichte, wie sie so nicht in der Schule behandelt wird, kennen.
Das Stottern der Megamaschine ist das Thema von Fabian Scheidlers Folge-Buch „Chaos“, mit dem sehr hoffnungsvollen Untertitel „Das neue Zeitalter der Revolutionen“. Dieses Buch, ebenfalls bei Promedia erschienen, ist eine, so erscheint es mir, genauere Betrachtung von in der „Megamaschine“ zu kurz Gekommenem. Besonders, wie Menschen sich wehrten gegen Macht, Gewalt und Ausbeutung, und wie sie sich weiter wehren müssen.
Das Buch „Chaos“ enthält ein 16-Punkte-Programm für den Ausstieg aus der Megamaschine, das wir nach den Sommerferien mit allen Interessierten diskutieren wollen. Dazu wollen wir uns zunächst jeweils mit einzelnen Punkten beschäftigen: mit ihren Hintergründen und Voraussetzungen, und wie wir ihre Stoßrichtung und Wirksamkeit einschätzen.
Neben der Empfehlung, diese beiden kurzweiligen und aufschlussreichen Bücher zu lesen, hier als Kostprobe die ersten fünf Punkte des Ausstiegsprogramms:
1. Streichung aller direkten und indirekten Subventionen für umwelt- und gemeinwohlschädigende Aktivitäten, insbeson dere im Energie- und Verkehrssektor, dem produzierenden Gewerbe, der Finanzbranche und der Landwirtschaft.
2. Umbau der Energiesysteme auf dezentrale erneuerbare Energien in Bürgerhand und Ende der Förderung fossiler Ressourcen bis spätestens 2035 (Braunkohle bis 2025).
3. Umbau der Landwirtschaft zur Agrarökologie und Ernäh rungssouveränität, wie ihn u. a. der UN-Sonderberichter statter für das Recht auf Nahrung fordert.
4. Konsequenter und schneller Umbau des Transportwesens vom Autoverkehr hin zu öffentlichen Systemen auf der Basis erneuerbarer Energien sowie Drosselung des Flugverkehrs (Verbot von Inlandsflügen u. a.).
5. Massive Besteuerung übermäßiger Einkommen und Vermö gen zur Finanzierung des sozial-ökologischen Umbaus.
Fortsetzung folgt.