LESERBRIEF Müs­sen dun­kel­häu­ti­ge Men­schen in Ober­hau­sen Angst haben?

Doku­men­ta­ti­on des Lese­rIn­nen­brie­fes von Andrea-Cora Walt­her an die Ober­hau­se­ner Pres­se zu dem rasis­ti­schen Über­griff auf Ihre Kinder

LESERBRIEF

Müs­sen dun­kel­häu­ti­ge Men­schen in Ober­hau­sen Angst haben?

Heu­te war es dann so weit. Mei­ne bei­den Kin­der (13 und 15 Jah­re alt) kamen von der Schu­le nach Hau­se und zit­ter­ten vor Auf­re­gung, der 15 jäh­ri­ge wein­te bei dem Bericht, die 13 jäh­ri­ge empör­te sich. Auf dem Nach­hau­se­weg sind die bei­den im Gril­l­o­park von zwei Jugend­li­chen ver­folgt, fest­ge­hal­ten, geschla­gen und getre­ten wor­den. „Du Hure, geh zurück wo du herkommst“.

Ja, mei­ne Kin­der sind in Ober­hau­sen gebo­ren. Aber der schwarz-afri­ka­ni­sche Vater hat sich optisch durch­ge­setzt. Sie sind dun­kel­häu­tig. Ich hat­te immer befürch­tet, dass es ihnen irgend­wann zum Ver­häng­nis wird. Die bei­den angrei­fen­den Jugend­li­chen hin­ge­gen sind nicht in Deutsch­land gebo­ren, sie spra­chen nur gebro­che­nes Deutsch. Aber sie fühl­ten sich offen­sicht­lich beru­fen, zu ent­schei­den, wer in Ober­hau­sen leben darf und wer nicht.
So wie „Pro NRW“, Pegi­da, AfD & Co heu­te dazu auf­ru­fen Asyl­su­chen­den hier kei­ne Hei­mat zu geben. Die Radi­ka­li­sie­rung schrei­tet vor­an. Die Taten mit frem­den­feind­li­chem Hin­ter­grund neh­men zu. Die Stim­mung schwankt von über­schwäng­li­chem Will­kom­men zu Hass. Heu­te waren es Jugend­li­che, denen mei­ne Jugend­li­chen ent­kom­men konn­ten. Wen müs­sen sie mor­gen fürchten?
Und was, wenn Stadt­ge­sell­schaft dann nicht ein­greift? Zwei Mit­ar­bei­ter der OGM, die im Gril­l­o­park Dienst taten, schau­ten nicht weg. Sie schau­ten zu. Mei­ne Kin­der rie­fen sie um Hil­fe an. Sie schau­ten zu.
Wir dür­fen aber nicht ste­hen­blei­ben und zuschau­en. Stadt­ge­sell­schaft muss sich kon­se­quent der Radi­ka­li­sie­rung ent­ge­gen­stel­len und Zivil­cou­ra­ge zei­gen. War­um zwei erwach­se­ne Män­ner nicht auf die Hil­fe­ru­fe von zwei min­der­jäh­ri­gen Jugend­li­chen mit Hil­fe reagie­ren kön­nen, dafür fehlt mir jeg­li­ches Ver­ständ­nis. Inte­gra­ti­on kann nur gelin­gen, wenn wir alle dem Frem­den­hass aktiv ent­ge­gen­tre­ten. Alle sind zum akti­ven Han­deln aufgefordert.

Geben wir dem Ras­sis­mus kei­ne Chance.

Andrea-Cora Walt­her
Ober­hau­sen, 27. Okto­ber 2015

aus der Ober­hau­se­ner Bei­la­ge zur Avan­ti 238, Novem­ber 2015
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