Pro­fit­lo­gik Garz­wei­ler Braunkohle

Pro­fit­lo­gik

Heu­te kann nie­mand mehr ernst­haft behaup­ten, die Ursa­chen für die rasant fort­schrei­ten­de Kli­ma­ver­än­de­rung sei­en unbe­kannt. RWE aber setzt nach wie vor auf die Ver­stro­mung von Braun­koh­le und treibt die umstrit­te­ne Erwei­te­rung des Tage­berg­baus Garz­wei­ler wei­ter vor­an. Kri­mi­na­li­siert wer­den aber nicht die Mana­ger von RWE, son­dern die­je­ni­gen, die gegen die men­schen­feind­li­che Unter­neh­mens­po­li­tik Wider­stand leisten.

Petra Sta­ni­us

Seit Jahr­zehn­ten war­nen Wis­sen­schaft­le­rIn­nen vor den Fol­gen der mas­si­ven Frei­set­zung von Koh­len­di­oxid durch die Ver­bren­nung fos­si­ler Ener­gie­trä­ger wie Koh­le oder Erd­öl. Knapp 200 Jah­re Indus­trie­ka­pi­ta­lis­mus haben tie­fe Spu­ren hin­ter­las­sen. Setzt sich die der­zei­ti­ge Ent­wick­lung fort, droht die Erde in abseh­ba­rer Zeit unbe­wohn­bar zu wer­den. Bereits heu­te gibt es Gebie­te, in denen Men­schen nicht mehr leben kön­nen, da sie auf­grund des ver­än­der­ten Kli­mas zu Step­pen gewor­den sind. Durch die Erd­er­wär­mung schmel­zen die Pol­kap­pen in beängs­ti­gen­dem Tem­po, und der Mee­res­spie­gel steigt. Star­ke Unwet­ter und Flut­ka­ta­stro­phen neh­men zu, und gan­ze Inseln dro­hen zu ver­sin­ken. So zwingt der Kli­ma­wan­del heu­te schon Men­schen zur Flucht, da ihr Über­le­ben in ihrem Hei­mat­ort nicht mehr gesi­chert ist.
Mit dem Fort­schrei­ten des Kli­ma­wan­dels wach­sen auch die Probleme.

Um die­se fata­le Ent­wick­lung zu stop­pen, müss­te die Ver­stro­mung fos­si­ler Ener­gie­trä­ger so schnell wie tech­nisch mög­lich ersetzt wer­den durch umwelt­scho­nen­de Alter­na­ti­ven. Es wäre ein Gebot der Ver­nunft. Doch Ver­nunft zählt im Kapi­ta­lis­mus wenig, wenn die Pro­fit­lo­gik ande­res befielt. Das Bei­spiel Braun­koh­le führt dies beson­ders dras­tisch vor Augen:
Bei kei­nem ande­ren fos­si­len Ener­gie­trä­ger ent­steht bei der Ver­bren­nung ein so hoher Aus­stoß an Koh­len­di­oxid wie bei der Braun­koh­le. Der Tage­berg­bau schä­digt nach­hal­tig das Grund­was­ser. Die För­de­rung von Braun­koh­le hin­ter­lässt ver­wüs­te­te Land­schaf­ten. Wäl­der, Fel­der und Wie­sen wer­den zer­stört – und nicht zuletzt gan­ze Ortschaften.

Damit dies gesche­hen kann, müs­sen zunächst deren Bewoh­ne­rIn­nen ver­trie­ben wer­den. Für Garz­wei­ler II, die Erwei­te­rung des Groß­ta­ge­baus Garz­wei­ler, muss­ten seit des­sen Geneh­mi­gung 1995 bereits Tau­sen­de ihre Dör­fer ver­las­sen. Von Beginn an leis­ten die von der dro­hen­den Ver­trei­bung Betrof­fe­nen und poli­ti­sche Akti­vis­tIn­nen Wider­stand gegen den Betrei­ber, eine Toch­ter­fir­ma von RWE, heu­te RWE Power.
Im August 2015 hat ein Kli­ma­camp am Ran­de des Tage­baus statt­ge­fun­den, an dem weit mehr als 1.000 Men­schen teil­nah­men, und von dem 10 Tage lang viel­fäl­ti­ge Akti­vi­tä­ten aus­gin­gen. Eine davon war die Akti­on „Ende Gelän­de“, bei der etwa 1.500 Akti­vis­tIn­nen die Koh­le­bag­ger in der Gru­be blockierten.

Wel­chen Stel­len­wert im herr­schen­den Sys­tem das Recht auf Eigen­tum hat, zeig­te ein­mal mehr der Poli­zei­ein­satz gegen die Blo­ckie­re­rIn­nen. RWE Power stell­te der Poli­zei ihre Nutz­fahr­zeu­ge zur Ver­fü­gung, damit die­se effek­tiv gegen die Akti­vis­tIn­nen vor­ge­hen konn­te. Unter dem Ein­satz von Schlag­stö­cken und Pfef­fer­spray wur­den Demons­tran­tIn­nen ein­ge­kes­selt und ihre Per­so­na­li­en fest­ge­stellt. Gegen 800 Men­schen lau­fen nun Strafverfahren.
Ansons­ten geht alles wie gewohnt wei­ter – auch der Kli­ma­wan­del, mit all sei­nen bedroh­li­chen Begleiterscheinungen.

aus der Ober­hau­se­ner Bei­la­ge zur Avan­ti 237, Okto­ber 2015
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