Grie­chen­land: Was nun?

Grie­chen­land: Was nun?

In Grie­chen­land zei­gen sich die Fol­gen der neo­li­be­ra­len Kri­sen­be­wäl­ti­gungs­stra­te­gie beson­ders dras­tisch. Der poli­ti­sche Akti­vist und Gewerk­schaf­ter Manos Skou­fo­glou infor­mier­te bei einer Ver­an­stal­tung im K14 über die aktu­el­le Lage in Grie­chen­land und dis­ku­tier­te mit den Besu­che­rIn­nen Alter­na­ti­ven zur Unter­wer­fung unter das Dik­tat der EU. Petra Sta­ni­us

Direkt nach den Neu­wah­len in Grie­chen­land am 20. Sep­tem­ber die­sen Jah­res star­te­te Manos Skou­fo­glou eine Rund­rei­se durch Deutsch­land. Am 23. Sep­tem­ber refe­rier­te er bei der Ver­an­stal­tung in Ober­hau­sen, die der hie­si­ge Kreis­ver­band der Par­tei Die Lin­ke (PdL) und der RSB Ober­hau­sen gemein­sam orga­ni­siert hatten.

Erfreu­li­cher­wei­se hat­ten sich zwei Genos­sen grie­chi­scher Her­kunft auf Nach­fra­ge der PdL bereit erklärt, die Über­set­zung zu über­neh­men, so dass die sprach­li­chen Bar­rie­ren gut über­wun­den wer­den konn­ten. In sei­nem Vor­trag schil­der­te Manos Skou­fo­glou zunächst die Bedin­gun­gen, unter denen das Gros der grie­chi­schen Bevöl­ke­rung heu­te leben muss und räum­te mit eini­gen Vor­ur­tei­len auf: Offi­zi­ell lie­ge die Arbeits­lo­sen­quo­te in Grie­chen­land bei 30 %. Tat­säch­lich sei sie noch höher. Bei der Jugend betra­ge sie sogar 55 %. Im öffent­li­chen Dienst habe es vie­le Ent­las­sun­gen gege­ben. Es ent­sprä­che jedoch nicht der Wahr­heit, dass es einen auf­ge­bläh­ten öffent­li­chen Dienst gege­ben habe und die Ver­wal­tung dar­um hät­te abge­baut wer­den müs­sen. Tat­säch­lich habe es in Grie­chen­land kei­nen Sozi­al­staat gege­ben, und es sei in Wirk­lich­keit um den Abbau der Rech­te der Beschäf­tig­ten im öffent­li­chen Dienst gegan­gen. Dass die Ren­ten und die Gehäl­ter zu hoch gewe­sen sei­en, sei eben­falls eine Lüge. Die Ren­ten lägen durch­schnitt­lich bei monat­lich 300 bis 400 €, die Löh­ne bei 500 €, wobei die Lebens­hal­tungs­kos­ten mit denen in der BRD durch­aus ver­gleich­bar sei­en. Arbeits­lo­sen­geld gäbe es in der Höhe von 200 bis 400 €, und das auch nur für sechs Mona­te. Tat­säch­lich hät­ten also vie­le Grie­chIn­nen ein monat­li­ches Ein­kom­men von Null Euro. Seit dem Aus­bruch der Kri­se hät­ten sich mehr als 3.000 Men­schen in Grie­chen­land das Leben genom­men. Der Refe­rent wies dar­auf hin, dass das, was heu­te in Grie­chen­land pas­siert, sich in ver­gleich­ba­rer Wei­se auch in abseh­ba­rer Zeit in der BRD abspie­len kön­ne, da die andau­ern­de Kri­se inter­na­tio­na­len Cha­rak­ter habe. Manos Skou­fo­glou schil­der­te, was nun vor­aus­sicht­lich auf die Grie­chIn­nen zukommt, berich­te­te aber auch über die Vor­ge­schich­te: den Weg Grie­chen­lands in die EU, die Memo­ran­den­po­li­tik und die mas­si­ven Pro­tes­te gegen die Spar­dik­ta­te. Er kri­ti­sier­te deut­lich die Poli­tik von SYRIZA und schlug Alter­na­ti­ven vor. Es ent­spann sich eine kon­tro­ver­se Diskussion.

Hier­zu folgt ein geson­der­ter Bericht in der nächs­ten Avan­ti O. Am fol­gen­den Wochen­en­de führ­te sein Rei­se­plan den Genos­sen erneut ins Ruhr­ge­biet, so dass wir am Sams­tag Abend die Gele­gen­heit hat­ten, noch ein­mal im klei­nen Kreis mit ihm zu dis­ku­tie­ren. Am Sonn­tag mor­gen besich­tig­te er die Arbei­ter­sied­lung Rips­hors­ter, Werk- und Tho­mas­stra­ße, die für ihn – er ist Archi­tekt – auch beruf­lich von Inter­es­se war, und er ver­schaff­te sich durch einen Blick vom Gaso­me­ter einen Ein­druck vom Struk­tur­wan­del in Ober­hau­sen. Dann reis­te er wei­ter zu sei­nem nächs­ten Ter­min nach Krefeld.

aus der Ober­hau­se­ner Bei­la­ge zur Avan­ti 237, Okto­ber 2015
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