Betei­ligt euch an den Akti­ons­ta­gen im Braunkohlerevier

Betei­ligt euch an den Akti­ons­ta­gen im Braunkohlerevier!

Aufruf Klimacamp im Rheinland
ISO

Vom 6. bis 17. Novem­ber 2017 fin­det auf dem UN-Cam­pus in Bonn die 23. Kli­ma­kon­fe­renz der Ver­ein­ten Natio­nen (COP23) unter der Prä­si­dent­schaft der Repu­blik Fidschi statt. Dort wird es um Ver­hand­lun­gen über die Umset­zung des Pari­ser Kli­ma­ab­kom­mens gehen. In dem Pari­ser Abkom­men (COP21) ist das Ziel for­mu­liert wor­den, die Kli­ma­er­wär­mung auf deut­lich unter 2, mög­lichst unter 1,5 Grad Cel­si­us im Ver­gleich zu vor­in­dus­tri­el­len Wer­ten zu beschrän­ken. Doch die Selbst­ver­pflich­tun­gen der Staa­ten sind so gering, dass in den nächs­ten Jahr­zehn­ten ein Anstieg auf 3 bis 4 Grad zu befürch­ten ist.

Damit droht das Schmel­zen der Eis­mas­sen an den Polen und das Auf­tau­en der Tun­dra, bei dem mas­siv Methan frei­ge­setzt wird. Wei­te­re Extrem­wet­ter­la­gen und der Anstieg des Mee­res­spie­gels sind die Fol­gen und kön­nen wei­te Tei­le der Erde unbe­wohn­bar machen. Wäh­rend der „glo­ba­le Süden“ dar­un­ter zu lei­den hat, reagiert der „glo­ba­le Nor­den“ unzu­rei­chend. Oder die – viel zu gerin­gen – Maß­nah­men wer­den rück­gän­gig gemacht, wie in den USA unter Trump.

Das kapi­ta­lis­ti­sche Wirt­schafts­sys­tem mit sei­nem Pri­mat der Pro­fit­ma­xi­mie­rung bewirkt, dass immer mehr, immer schnel­ler und bil­li­ger pro­du­ziert wer­den muss. Immer län­ge­re glo­ba­le Lie­fer­ket­ten erhö­hen den Ener­gie­ver­brauch. Die Kos­ten der Umwelt­ver­schmut­zung wer­den exter­na­li­siert, Men­schen und Natur wer­den ausgebeutet.

Auch ein „grü­ner Kapi­ta­lis­mus“ kommt an dem Wachs­tums­zwang nicht vor­bei, und Ener­gie­ein­spa­run­gen bewir­ken oft einen Rebound-Effekt. Bei­spiel: Der sin­ken­de Ben­zin­ver­brauch führt zu Autos mit grö­ße­ren Motoren.
Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und die Regie­run­gen in Bund und Land gerie­ren sich ger­ne als welt­wei­te Vor­kämp­fer für Öko­lo­gie und Kli­ma­schutz. Meh­re­re Pro­gram­me wur­den auf­ge­stellt, um den Aus­stoß von Schad­stof­fen zu begren­zen. Gemäß dem Kli­ma­schutz­pro­gramm von 2007 soll­ten die Emis­sio­nen von Treib­haus­ga­sen bis 2020 im Ver­gleich zu 1990 um 40 % zurück­ge­hen. Doch wie sieht es in Wirk­lich­keit aus? Die Redu­zie­rung sta­gniert bei knapp 27 %. Und die Bilanz wäre noch weit schlim­mer, hät­te man nach 1990 nicht die ver­al­te­te Indus­trie der DDR abge­wi­ckelt. Beim jet­zi­gen Tem­po der Wen­de wür­den die Kli­ma­zie­le – wenn über­haupt – um das Jahr 2100 erreicht werden.

Nicht genug, das rhei­ni­sche Braun­koh­le­re­vier ist die größ­te CO2-Dreck­schleu­der in Euro­pa, und die­se ist nur 50 Kilo­me­ter von Bonn ent­fernt. Die neue schwarz-gel­be Lan­des­re­gie­rung in NRW will „Nord­rhein-West­fa­len als Ener­gie­land Num­mer eins stär­ken, um füh­ren­des Indus­trie­land auch für ener­gie­in­ten­si­ve Indus­trien zu blei­ben und Wert­schöp­fungs­ket­ten zu erhal­ten. Bezahl­ba­re Ener­gie­prei­se und Ver­sor­gungs­si­cher­heit wer­den zukünf­tig wie­der gleich­ran­gig mit den Zie­len des Kli­ma­schut­zes berück­sich­tigt.“ Kei­ne eige­nen Rege­lun­gen mehr, nur noch Selbst­re­gu­lie­rung mit­tels des Zer­ti­fi­ka­than­dels. Damit knickt die Regie­rung vor den gro­ßen Kon­zer­nen (vor­ne weg RWE) ein.
Die Kli­ma­pro­test­be­we­gung will nicht län­ger taten­los zusehen:

Sys­tem Chan­ge, not Cli­ma­te Change!
Es lie­gen genü­gend Stu­di­en für Alter­na­ti­ven ohne Atom­ener­gie und ohne aben­teu­er­li­che Groß­tech­no­lo­gie-Pro­jek­te des „Geo-Engi­nee­ring“ vor. Zie­le sind Kli­ma­ge­rech­tig­keit, Nach­hal­tig­keit und ein gutes Leben für die gesell­schaft­li­chen Mehr­hei­ten. Und es man­gelt auch nicht an tech­ni­schem Sachverstand.

Wenn eman­zi­pa­to­ri­sche öko­lo­gi­sche Alter­na­ti­ven nicht durch­ge­setzt wer­den, dann liegt das an der Macht des Kapi­tals. Nicht nur sind fos­si­le Brenn­stof­fe für die Unter­neh­men bedeu­tend güns­ti­ger (sie brau­chen sich ja um die gesell­schaft­li­chen Fol­gen nicht zu küm­mern), im Sek­tor der Gewin­nung und Wei­ter­ver­ar­bei­tung fos­si­ler Brenn­stof­fe ist so viel Kapi­tal inves­tiert, dass ein frei­wil­li­ges Umsteu­ern völ­lig undenk­bar ist.
Für das Ein­hal­ten der 2- und erst recht der 1,5-Grad-Grenze braucht es ein radi­ka­les Umsteu­ern, sprich eine Ent­mach­tung des Kapi­tals. Am dring­lichs­ten ist die Ver­ge­sell­schaf­tung des Ener­gie­sek­tors und der Auto­mo­bil­kon­zer­ne. Die Kon­ver­si­on die­ser Indus­trien muss unter Kon­trol­le der dort Beschäf­tig­ten und der brei­ten Öffent­lich­keit erfol­gen, und zwar mit Arbeits­platz­ga­ran­tie und all­ge­mei­ner Arbeits­zeit­ver­kür­zung bei vol­lem Ent­gelt­aus­gleich. Ohne die­sen Umbau und ohne eine Umver­tei­lung der gesell­schaft­lich vor­han­de­nen Arbeit auf alle Hän­de wird es weder eine neue öko­so­zia­lis­ti­sche Zivi­li­sa­ti­on noch über­haupt eine men­schen­wür­di­ge Zukunft geben.

Wir rufen auf zur Betei­li­gung an den Aktio­nen und Debat­ten der Kli­ma­be­we­gung im Rheinland:

  • Frei­tag, 18., bis Diens­tag, 29. August: Kli­ma­camp im Rhein­land und Sommerschule,
  • Don­ners­tag, 24., bis Diens­tag, 29. August: Ende Gelän­de und Rote-Lini­en-Aktio­nen mit Schwer­punkt am Sams­tag, 26.08.,
  • Don­ners­tag, 2., bis Sams­tag, 11. Novem­ber: Pro­test­ak­tio­nen in Bonn und im rhei­ni­schen Revier.

Inter­na­tio­na­le Sozia­lis­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on (ISO), 14. Juli 2017
www.intersoz.org/beteiligt-euch-an-den-aktionstagen-im-braunkohlerevier

aus der Ober­hau­se­ner Bei­la­ge zur Avan­ti, August 2017
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