Die künf­ti­gen Kriege

Die künf­ti­gen Kriege

Eini­ge Anmer­kun­gen zur Kon­fe­renz des NATO „Joint Air Power Com­pe­tence Cen­tres“ am 23.11.2015 in Essen.

Udo Filt­haut

Das ‚Joint Air Power Com­pe­tence Cent­re’ (JAPCC) ist besorgt wegen des zuneh­men­den Miss­trau­ens in der Bevöl­ke­rung gegen allem Mili­tä­ri­schen im All­ge­mei­nen und der Nato im Beson­de­ren.“ Mit die­sen oder ähn­li­chen Wor­ten wur­de in den Medi­en über die dies­jäh­ri­ge Jah­res­ta­gung des „Ver­ei­nig­ten Luft­waf­fen­kom­pe­tenz­zen­trums“, so die deut­sche Über­set­zung obi­ger Mili­tär­be­hör­de, berichtet.

So war ein Top­the­ma die­ser Ver­an­stal­tung auch das Schlacht­feld in den Köp­fen, oder: Wie kann man Infor­ma­tio­nen als Waf­fen ein­set­zen?* Was geziel­te Des­in­for­ma­tio­nen aus­rich­ten und wie die Men­schen damit für oder gegen etwas ein­ge­stellt wer­den kön­nen, ist uns ja noch aus „Kal­ten­kriegs­zei­ten“ – oder aktu­el­ler aus der „Bericht­erstat­tung“ über die Ukrai­ne – in Erinnerung.
Aller­dings wur­de wenig bis gar nichts über den Inhalt die­ser Kon­fe­renz bekannt. Im Gegen­satz zu Herrn Ischin­gers Pri­vat­ver­an­stal­tung „Münch­ner Sicher­heits­kon­fe­renz“ – dazu unten mehr – han­delt es sich bei der Kon­fe­renz des JAPCC um eine rein mili­tä­ri­sche, und dem ent­spre­chend um eine Geheim­ver­an­stal­tung. Trotz, oder gera­de wegen, des dort auch behan­del­ten „Pro­blems“ des nega­ti­ven Images in der zivi­len Welt. Die Mei­nung des JAPCC-Direk­tors Gene­ral Frank Gorenc: Es gebe Ein­hei­ten, wel­che der NATO gegen­über feind­lich ein­ge­stellt sei­en, da sie geschickt die Unter­stüt­zung der Bevöl­ke­rung für mili­tä­ri­sche Ope­ra­tio­nen untergrüben.
Mit Sicher­heit aber wur­den auch hier wie­der aktu­el­le Ereig­nis­se erör­tert und stra­te­gi­sche Maß­nah­men beschlossen.
Das JAPCC ist in Kal­kar behei­ma­tet, und von dort aus wird der gesam­te Nato-Luft­krieg ein­schließ­lich Droh­nen für den Nahen und fer­ne­ren Osten und für Afri­ka gesteu­ert. Also auch Ein­sät­ze gegen „die Ach­se des Bösen“, zum Bei­spiel in Syri­en und gegen den Daesch.
Aber das sind viel­leicht nur bana­le Standartsituationen.
Denn wenn man die ver­gan­ge­nen Kon­fe­ren­zen der, wie die WAZ sie nennt, „mili­tä­ri­schen Denk­fa­brik für die Welt“, in Kal­kar – Essen war das ers­te Mal Tagungs­ort – betrach­tet, so drängt sich gera­de zu auf: Die wirk­lich wich­ti­gen Pro­ble­me, wel­che bear­bei­tet wur­den, sind wahr­schein­lich viel weitergehend.
So wur­de sich 2007 mit Angrif­fen auf Staa­ten, mit denen man sich nicht im Krieg befin­det, befasst. 2008 wur­de die Zukunft der NATO als All­streit­macht geplant, 2014 sogar ein mög­li­cher Drit­ter Welt­krieg (Major War) nicht mehr ausgeschlossen.
Zum 21. Novem­ber hat­ten ver­schie­de­ne Orga­ni­sa­tio­nen von DKP bis zu den Gewerk­schaf­ten zu einer Demo in Essen auf­ge­ru­fen. Gekom­men waren so zwi­schen 600 und 800 Men­schen. Es war zwar eine laut­star­ke Ver­an­stal­tung mit guten Rede­bei­trä­gen, aber ange­sichts der Wich­tig­keit die­ser NATO-Kon­fe­renz und auch ent­ge­gen der Mei­nung Frank Gorenc’ ein wenig zu klein.
In Mün­chen fin­det am 13.02.2016 wie­der die so genann­te Sicher­heits­kon­fe­renz statt. Dies ist eine Ver­an­stal­tung, bei wel­cher Mili­tär, Poli­tik und Wirt­schaft zusam­men den neo­li­be­ra­len Krieg um die Res­sour­cen der Welt pla­nen. Also die Umver­tei­lung von unten nach oben mit mili­tä­ri­schen Mit­teln. Dazu wer­den eini­ge tau­send oder mehr Demons­tran­tIn­nen erwartet.
Aber dies ist kein Selbst­läu­fer. In Mün­chen fan­gen die Pla­nun­gen für die Demos und Gegen­ver­an­stal­tun­gen ab Mit­te des vor­aus­ge­hen­den Jah­res an. Das so genann­te „gro­ße Anti-Siko-Bünd­nis“ besteht aus Mit­glie­dern der meis­ten lin­ken Orga­ni­sa­tio­nen und hat enge Bezie­hun­gen zu Gewerk­schaf­ten, Attac und Friedensinitiativen.
Die bei­den Kon­fe­ren­zen in Mün­chen und Essen soll­ten wir als eine Ein­heit sehen.
Wir sehen uns hof­fent­lich Anfang Febru­ar in München!
Und: Tau­sen­de Demons­tran­tIn­nen in der klei­ne­ren und enge­ren Stadt Essen wären eine pri­ma Sache!

* Quel­le: Jun­ge Welt vom 17.11.2015

aus der Ober­hau­se­ner Bei­la­ge zur Avan­ti 239, Dezem­ber 2015
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