Internationaler Frauenstreik:
„Solidarität ist unsere Stärke“
Von den hiesigen Medien weitgehend unbeachtet, haben am 8. März 2017 weltweit zahlreiche Aktionen von Frauen stattgefunden, die dem Aufruf zum Internationalen Frauenstreik gefolgt sind. Der Beginn einer neuen Frauenbewegung?
L.M.
Veröffentlicht wurde der Aufruf im vergangenen Jahr am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, auf www.parodemujeres.com. Innerhalb des gemeinsamen Rahmens formulierten die Beteiligten auf dieser Website auch jeweils ihre speziellen Anliegen.
Die nach dem 8. März ebenfalls hier veröffentlichte Landkarte zeigt die große Beteiligung am Internationalen Frauenstreik, wobei die Aktionsformen von Demonstrationen und Mahnwachen über Boykottaktionen und Sexstreiks bis hin zu betrieblichen Streiks reichten. Auch die Anzahl der Teilnehmerinnen variierte von Land zu Land stark.
Beteiligt haben sich Frauen aus 53 Ländern, wobei es weltweit an 378 Orten Aktionen gab. Auf der Karte ist zu erkennen, dass der internationale Aufruf auf sehr unterschiedliche Resonanz stieß. So lagen klare Schwerpunkte in Polen und Spanien. In Deutschland gab es Mahnwachen in Frankfurt und Köln.
Aus dem Nichts kam der Aufruf zum Internationalen Frauenstreik nicht.
Eine der Erscheinungen der weiterhin andauernden kapitalistischen Krise ist, dass hier und anderswo von Frauen erkämpfte Rechte – wie zum Beispiel das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper – abgebaut oder in Frage gestellt werden. Auch Gewalt an Frauen nimmt im Zuge der Krise zu.
Gerade in den letzten Monaten gab es dagegen deutliche Gegenwehr – und damit einige bemerkenswerte Beispiele dafür, welche Durchsetzungskraft Frauen haben können, wenn sie offensiv und gemeinsam für ihre Interessen eintreten.
Erinnert sei hier an die Großdemonstrationen in Polen im Oktober 2016, mit denen die Verschärfung des Abtreibungs- rechts verhindert werden konnte. Parallel dazu gab es Solidaritätsdemonstrationen in verschiedenen anderen Ländern.
Streiks und Demonstrationen, die von Frauen angeführt wurden, fanden zum Beispiel auch in Argentinien, Italien und Irland statt.
Nicht zuletzt gab es den Women’s March, den Marsch der Frauen auf Washington: Am 21. Januar 2017 gingen fast drei Millionen Menschen in den USA und anderswo auf die Straße, um gegen die reaktionäre Politik von Donald Trump zu protestieren (siehe www.womensmarch.com).
Diese Kämpfe könnten Anzeichen für die Entstehung einer neuen Frauenbewegung sein. In den letzten Jahren hat es zudem weitere Ereignisse gegeben, die darauf hindeuten. In Deutschland sind hier zum Beispiel die gestiegene Zahl von Arbeits- kämpfen in von Frauen dominierten Berufen sowie die Zunahme von öffentlichen Aktionen am 8. März zu nennen.
Wie der Name schon sagt, braucht es für eine neue Frauenbewegung viele Frauen, die sich bewegen. Zuschauen und warten, bis sie endlich entstanden ist, müssen wir also nicht…
TIPP In der Märzausgabe der SoZ, der Sozialistischen Zeitung, beschäftigt sich ein Artikel mit dem Women’s March als der größten Mobilisierung in der Geschichte der USA: „Vom Women’s March zum internationalen Frauenstreik“. Der Link zum Artikel: |