Auch Deutschland unterstützt den Putschversuch von Guaidó und heizt damit die Krise in Venezuela weiter an. Die Kriegsgefahr in dem lateinamerikanischen Land wächst, eine US-amerikanische Militärintervention droht. Und dies alles wieder einmal unter dem Vorwand, der dortigen Bevölkerung helfen zu wollen. Aus Protest gegen diese Politik hat sich das Venezuela Komitee Oberhausen gegründet, an dem auch unsere Gruppe beteiligt ist. Wir drucken hier den Text des Flugblattes des Komitees ab, das bei einer Aktion am 7. März vor dem Theater Oberhausen verteilt wurde.
„Liebe Theaterbesucherinnen und -besucher,
Sie sind heute hierher gekommen, um ein Stück über die Unterdrückung der Bergarbeiter in Kolumbien zu sehen, mit dem treffenden Titel „Das Recht des Stärkeren“.
Deutschland ist mit dem Ende des Steinkohlebergbaus nicht etwa aus der Steinkohle ausgestiegen, sondern importiert die Steinkohle stattdessen aus Ländern wie Kolumbien.
Diese Steinkohle ist deshalb so billig, weil die kolumbianischen Bergarbeiter brutal unterdrückt werden.
Auch unsere Stadt Oberhausen ist darin verwickelt. Oberhausen ist Miteigentümer der STEAG, die ein riesiges Kohlekraftwerk in Kolumbien unterhält.
Ihnen wird die Situation in Kolumbien nichtgänzlich unvertraut sein.
Kolumbien ist eines der repressivsten Länder Lateinamerikas. Todesschwadronen, die eng mit dem Militär zusammenarbeiten, ermorden regelmäßig Gewerkschafter*innen, Bauernvertreter*innen und andere soziale Aktivist*innen. Die Waffen dafür bekommen sie auch aus Deutschland.
Der deutsche Rüstungskonzern Sig Sauer ist letzte Woche vor dem Kieler Landgericht angeklagt worden, 38.000 Pistolen illegal ins Bürgerkriegsland Kolumbien exportiert zu haben. Nach nur einen Tag Verhandlungsdauer hat das Gericht die Einstellung des Verfahrens gegen Geldbuße angeboten.
Die Grenzregion zu Venezuela ist eine der ärmsten Kolumbiens und eine Hochburg der Guerillagruppe ELN, die sich seit Jahrzehnten im Kampf gegen den kolumbianischen Staat befindet. Vor kurzem sind leider die Friedensverhandlungen zwischen Kolumbien und der ELN gescheitert.
Gerade diese Region bräuchte Frieden und Unterstützung für die verelendete und kranke Landbevölkerung.
Stattdessen mussten wir am Wochenende erleben, wie der kolumbianische Staat eine gewaltsame Grenzverletzung für angeblich humanitäre Hilfslieferungen unterstützt hat.
Die kolumbianische Grenzstadt Cúcuta, von der die Aktion startete, ist die drittgefährlichste Stadt Kolumbiens und weltweit auf dem 50. Platz. Die Mordrate beträgt 34,78 auf 100.000 Einwohner. Cúcuta bräuchte selbst Hilfe.
Venezuela hat wiederholt erklärt, dass es Hilfslieferungen unter der Aufsicht der UNO oder des Roten Kreuzes bereit ist anzunehmen.
Solche Hilfslieferungen würden unparteiisch und neutral erfolgen, woran aber weder die USA noch Guaidó, der selbsternannte Präsident Venezuelas, ein Interesse hat.
Am Montag (26.02.) hat Kolumbien beim Treffen der Lima-Gruppe erkennen lassen, dass es selbst zu einer bewaffneten Intervention in Venezuela bereit wäre. Das will nicht einmal Brasilien mitmachen.
Im Interesse der geschundenen Menschen Kolumbiens, im Interesse Venezuelas, fordern wir die USA und die EU-Länder auf, alle verhängten Sanktionen, alle Handels- und Finanzbeschränkungen sofort und vollständig aufzuheben.
Hände weg von Venezuela!
Wir lehnen mit aller Entschiedenheit den US-amerikanischen Interventionismus sowie jede andere Form der ausländischen Einmischung ab. Wir fordern von der Bundesregierung die, nach Aussage des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages vom 15.02.2019, im Grunde völkerrechtswidrige Anerkennung des selbsternannten Präsidenten Guaidó zurückzunehmen.
Wir wünschen Ihnen einen guten Theaterabend!
Venezuela Komitee Oberhausen“