Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung
Hurra! Oberhausens Stadtkasse muss zwei Millionen weniger als vor vier Jahren für den öffentlichen Personennahverkehr ausgeben! Wir leben hier also auf einer Insel der Seeligen?
Ernst Kochanowski
Bei näherer Betrachtung wird man dann doch eher an das tiefsinnige Jesuszitat erinnert, welches so beginnt: „Selig sind die Armen im Geiste …“.
Weniger Busse und Bahnen, weniger Personal, längere Takte. Das bedeutet ganz und gar unseligerweise längere Wartezeiten, weniger Haltestellen, weniger Fahrgäste, weniger Arbeitsplätze, aber mehr Autos, mehr Lärm, mehr Feinstaub.
Apropos „mehr Autos“: Diese Folgen der Einsparungen im Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) liefern nebenbei noch die nötigen Argumente für die „Willkommenskultur für Bagger“, welche der Herr der Autobahnen in NRW, „Mike“ Groschek, sich so sehr wünscht. Und das nicht nur für den Autobahn-Ausbau im Sterkrader Wald.
Sollten die Freunde des grenzenlosen Autowahns, die Lobbyisten von Autokonzernen und Bauindustrie sich durchsetzen, dann „Gute Nacht, Sterkrader Wald“. Die geplante Monstrosität wird wie ein Magnet noch mehr Verkehr anziehen. Auch acht Spuren werden dann bald noch zu wenig sein.
Aber für was brauchen wir noch Wald in Oberhausen, wenn uns doch das Auto so schnell in die Natur bringt?
Über die Verödung der Stadtzentren und die Zerstörung von Lebensräumen als Folgen dieser Verkehrspolitik bräuchten die Verantwortlichen dann auch nicht mehr verlogen lamentieren. Lediglich ab und an mit ein paar Krokodilstränen über den Leerstand in der Marktstraße auf Wählerfang gehen sollte auch reichen.
Die Stadt Oberhausen und ihr Verkehrsunternehmen, die Stoag, sehen den Abbau des ÖPNV aber nicht als Schildbürgerei, sondern als Erfolgsmodell. Was es ja auch ist, wenn man die Verheerungen, die der Autoverkehr anrichtet, einfach ausblendet und stattdessen davon ausgeht, dass der ÖPNV teuer und unprofitabel ist. Darum denkt wohl Herr Overkamp von der Stoag: Nix ist besser als Was! Zitat Werner Overkamp: „Die Umstrukturierungen der vergangenen Jahre haben zur stabilen Basis der Stoag geführt“.
„Umstrukturierung“ in diesem Zusammenhang bedeutet Ausdünnen und Verteuern!
Nur, dies hat auch die Fahrgäste reduziert, weil wo weniger fährt, kann auch weniger mitfahren, und wo es teurer wird, ebenso. Daraufhin wurde, weil weniger Einnahmen und weniger Bedarf, weiter „umstrukturiert“, was weniger Fahrgäste mit sich brachte. Als Folge davon wurde „umstrukturiert“, was wiederum zu weniger Fahrgästen führte. Notwendigerweise gab es dann weitere „Umstrukturierungen“ inklusive Fahrpreiserhöhungen, was wiederum die Fahrgastzahlen senkte … usw. Dies wird so weitergehen, bis endlich Nix erreicht wird.
Nix ist nämlich die stabilste Basis überhaupt.