8. März: Internationaler-Frauentag
Arbeit von Frauen aufwerten!
Bei der Berufswahl bestehen die traditionellen geschlechtstypischen Unterschiede weiter – trotz diverser Bemühungen, sie aufzubrechen. Warum?
Petra Stanius
Noch immer wählt ein Großteil der Mädchen einen „Frauenberuf“ im sozialen Bereich bzw. im Dienstleistungssektor. Die Jungen dagegen zieht es weiterhin in die naturwissenschaftlich-mathematisch-technischen Berufe bzw. in die Industrie. Eine Frage geschlechtsspezifisch unterschiedlicher Begabungen? Hierfür gibt es keinen Beleg. Jedoch existiert eine entsprechende gesellschaftliche Erwartungshaltung, die das Selbstbild von Männern und Frauen erheblich beeinflusst und sich unter anderem in der Berufswahl niederschlägt. Durch die eigene Erziehung verinnerlichte Rollenbilder werden von den Eltern auf ihre Kinder übertragen. Vergleichbares geschieht in der Kita und in der Schule. Auch in den Medien werden vorgeblich überholte geschlechtspezifische Zuschreibungen weiterhin reproduziert.
„ErzieherIn“ beispielsweise ist ein Beruf, für den Frauen besonders geeignet scheinen. Er wird zu ca. 97 Prozent von Frauen ausgeübt. Das gesellschaftliche Ansehen von ErzieherInnen ist nicht gerade groß. In vielen Köpfen existiert noch die Vorstellung von der „Basteltante“ – ein Berufsbild, das für Männer kaum attraktiv sein dürfte.
Heute ist jedoch die große Bedeutung frühkindlicher Bildung bekannt. Ebenfalls weiß man, dass es für die Identitätsbildung der Kinder nachteilig ist, wenn sie ausschließlich weibliche Bezugspersonen und Vorbilder haben. Nicht zuletzt, um Geschlechterklischees zu bekämpfen, wäre ein deutlich größerer Anteil männlicher Erzieher wichtig.
Doch auch massive Werbekampagnen für den Erzieher-Beruf haben an der Situation nichts Grundlegendes geändert. Und das erstaunt nicht. Denn es gibt einen weiteren Grund für die Enthaltsamkeit der Männer, diesen Beruf zu ergreifen: Die benötigten Qualifikationen, die damit verbundene lange Ausbildungszeit und die hohe Verantwortung spiegeln sich auch in der Bezahlung der Tätigkeit nicht wider.
Dem liegt eine grundsätzlich fragwürdige Bewertung von Arbeit zugrunde: Die Arbeit mit und für Menschen, die für eine Gesellschaft unverzichtbar ist – wie Erziehung, Pflege, Sozialarbeit – wird gering geachtet und bezahlt. Tätigkeiten, die mit Zahlen oder der Bedienung von Maschinen zu tun haben, sind dagegen deutlich höher angesehen und werden auch finanziell entsprechend honoriert. Nach dem gesellschaftlichen Nutzen dieser Arbeit wird nicht weiter gefragt. Auch in dieser Hinsicht unterscheiden sich also die „Frauenberufe“ von den „Männerberufen“.
Der beste Weg, eine „Männerquote“ bei den heutigen „Frauenberufen“ einzuführen, ist die Aufwertung dieser Tätigkeiten. Wer hierfür Argumente sucht, braucht nur die Anforderungen an fachliche Ausbildung, soziale Kompetenz und Verantwortung in den „Frauenberufen“ mit denen der „Männerberufe“ zu vergleichen.
Die ver.di-Frauen aus Mülheim-Oberhausen haben beim diesjährigen Internationalen Frauentag die Aufwertung der Arbeit von Frauen zum Thema gemacht und konkret die Aufwertungskampagne für den Sozial- und Erziehungsdienst unterstützt.