Malteser Krankenhaus St. Anna in Huckingen
Ausbeutung und Maulkorb
R.J.
Was seit Anfang März in Presseberichten über die Arbeitsbedingungen bei der Malta Clean & Service GmbH (MCS) in der St. Anna Klinik in Duisburg Huckingen zu lesen ist, klingt hochgradig kriminell. Die Rede ist von einem ausbeuterischen System aus Lohnraub, Schikanen, Nötigung – errichtet von Personalverantwortlichen und Vorarbeiterinnen:
Beschäftigte dieses Reinigungsunternehmens haben Arbeitsverträge über eine halbe Stunde pro Tag und bekommen nur zwei Stunden je Tag ausbezahlt, auch wenn sie deutlich mehr arbeiten. Sie müssen betriebsfremde Objekte reinigen. Von Verboten, sich krank zu melden, über von Vorarbeiterinnen abgepresstem Lohn bis hin zu nicht gezahltem Urlaubsgeld reicht die Liste der hier nicht vollständig wiedergegebenen Vorwürfe gegen MCS.
Seit Anfang März 2016 haben verschiedene Medien über die Ausbeutungs- und Schikanierungsmethoden bei diesem mehrheitlich dem Malteserorden gehörenden Unternehmen berichtet, und auch die zuständige Gewerkschaft IG BAU wurde aktiv. In der Folge ging MCS zunächst scheinbar auf die Vorwürfe ein und bot der IG BAU und den betroffenen Beschäftigten eine Moderation an.
Aus einem Flugblatt des Solikreises St. Anna: „[…] Zunächst sah es so aus, als würde die Firma die Kritik ernst nehmen. Auf Vorschlag eines Vermittlers wurde den sechs Beschäftigten eine Festanstellung angeboten – aber für Arbeit an anderen Orten. An den Verhältnissen im St. Anna sollte sich also nichts grundsätzlich ändern. Das wollen und können die Frauen nicht akzeptieren. Denn es geht ihnen nicht nur um ihre eigene Situation. Sie wollen, dass alle 80 Reinigungskräfte nicht länger unter diesen Schikanen leiden müssen.
Angesichts dieses solidarischen Verhaltens der Reinigungskräfte brach die Malteser- Tochter MCS die Verhandlungen ab. Stattdessen erhielten die Gewerkschaft IG BAU und der zuständige Sekretär nach ein paar Tagen eine einstweilige Verfügung vom Landgericht Hamburg, die ihnen unter Androhung eines Ordnungsgelds von 250.000 € untersagt, weiter öffentlich auf die Misstände bei MCS hinzuweisen. Mit Hilfe der renommierten Bonner Anwaltskanzlei Redeker-Sellner-Dahs will MCS die Beschäftigten zum Schweigen bringen. […]”
Dies war der Anlass für eine solidarische Aktion am 13. Mai 2016:
An diesem “Schwarzen Freitag„ (siehe unten) trafen sich UnterstützerInnen der Kolleginnen von MCS zu einem Flashmob in der Kantine des Malteser St. Anna-Krankenhauses in Duisburg-Huckingen.
Mit zugeklebten Mündern, einem Transparent „Wir sind keine Sklaven! Wir werden nicht schweigen!“ und Flugblättern machten sie gegenüber den anwesenden Beschäftigten sowie PatientInnen und BesucherInnen deutlich, dass sie den verordneten Maulkorb nicht akzeptieren werden. Und dass sie sich von einstweiligen Verfügungen der Malteser samt Strafandrohungen gegen den Sekretär der IG BAU nicht davon abhalten lassen, weiter über die Missstände bei MCS zu berichten.
Wie groß das Interesse des Malteserordens ist, die Vorwürfe unter den Teppich zu kehren, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die genannte Bonner Anwaltskanzlei beauftragt wurde, zu der auch der Promi-Anwalt und Medienspezialist Gernot Lehr gehört.
Quellen: Material von Aktion ./. Arbeitsunrecht und Flugblätter des Solikreises St. Anna.
Weitere Infos zu den Vorgängen bei der St. Anna Klinik, den Maltesern und zu der beauftragten Anwaltskanzlei findet Ihr hier:
Freitag, 13.: Protest gegen Malteser in Duisburg und Köln
MCS: Malteser gegen Meinungsfreiheit
Labournet: Dossier zu MCS
Flugblatt vom Solikreis St. Anna vom 11.05.2016
Wer ist die MCS?
MCS, die Malta Clean & Services GmbH, bei der ca. 80 Reinigungskräfte am St. Anna beschäftigt sind, gehört zu 51 % den Maltesern. MCS wurde zusammen mit der gepe Gebäudedienste PETERHOFF GmbH gegründet. Die Servicegesellschaft wurde nicht zuletzt deshalb errichtet, um auf dem Rücken der Beschäftigten Kosten bei der Reinigung der Malteser-Krankenhäuser zu sparen. So wird unter anderem die Tarifbindung umgangen, so dass für die KollegInnen nur der Mindestlohn gilt. Damit tragen die Malteser eine erhebliche Mitverantwortung für die Zustände bei MCS.
Beschäftigte dieses Unternehmens reinigen das Malteser-Krankenhaus St. Anna in Duisburg, aber auch Krankenhäuser in Köln, Krefeld-Uerdingen und Bonn.
„Schwarzer Freitag“
Die Initiative für den „Schwarzen Freitag“ geht von der Aktion ./. Arbeitsunrecht aus: Wenn der 13. eines Monats auf einen Freitag fällt, findet ein bundesweiter Aktionstag zu Unternehmen und Anwaltskanzleien statt, die besonders durch Mobbing von Betriebsräten, Gewerkschaftsbekämpfung und sonstige Angriffe gegen Lohnabhängige aufgefallen sind.
Örtliche Initiativen sind aufgerufen, öffentlichkeitswirksame dezentrale Aktionen durchzuführen. So soll dieser Tag für die betreffenden Unternehmen zu einem „Schwarzen Freitag“ werden.
http://arbeitsunrecht.de/freitag13/