Nen­nen wir es doch ein­fach Daesch!

Al-dau­la al-Isla­mi­ja fi-l-Iraq wa-l-Sham“ oder ISIS?
Oder gar „Isla­mi­scher Staat“ – IS?
Nen­nen wir es doch einfach
Daesch!

Ernst Kocha­now­ski

Isla­mi­scher Staat im Irak und der Levan­te“. So ist die kor­rek­te deut­sche Über­set­zung. Wenn wir nun die Anfangs­buch­sta­ben des ara­bi­schen Begriffs neh­men, ergibt dies den Namen „Da’esh“ – oder deutsch aus­ge­spro­chen „Daesch“.

Merk­wür­di­ger­wei­se ist die geläu­fi­ge Abkür­zung die­ser ara­bi­schen Bezeich­nung aber ISIS – und sel­te­ner ISIL. Der Name „Levan­te“ ist ita­lie­ni­schen Ursprungs und bedeu­tet „Mor­gen­land“. Damit sind die Län­der gemeint, wel­che wir seit den 1960’ern unter „Der Nahe Osten“ ken­nen, also Paläs­ti­na, Isra­el, Liba­non und Syri­en. Der ara­bi­sche Name hier­für ist Sham. So ist ISIS eine deutsch-eng­lisch-ara­bi­sche Kurz­be­zeich­nung für die, die sich heu­te selbst „Isla­mi­scher Staat“ nennen.
Welch unge­heu­re Hybris in die­ser Bezeich­nung steckt, wird auch bei nicht beson­ders tief­ge­hen­der Betrach­tung und allein mit dem Wis­sen aus den all­täg­li­chen Nach­rich­ten deutlich.
Das Erschei­nungs­bild die­ser Got­tes­krie­ger erin­nert uns auch eher an das, was uns im Schul­un­ter­richt vom „Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg“ mit sei­nen maro­die­ren­den und brand­schat­zen­den Lands­knechts­hee­ren bei­gebracht wurde.
Aber sei­en wir nicht ganz so über­heb­lich. Sehr wohl kann mensch den „IS“, oder bes­ser: den Daesch, auch als Pla­gi­at betrach­ten. Das Ori­gi­nal ist von uns, bes­ser: von unse­ren Ahnen. Noch heu­te nen­nen wir es „Christ­li­ches Abendland“.
Wie wir näm­lich auch in der Schu­le lern­ten, ging von die­sem über Jahr­hun­der­te unbe­schreib­li­ches Elend, Gewalt und Zer­stö­rung aus. Nur als Bei­spiel – denn es gibt noch viel­mehr Grau­si­ges zu berich­ten – die Kreuz­zü­ge zwi­schen 1100 und 1300 anno Domi­ni. Die­ses Trau­ma der Ver­brei­tung des Chris­ten­tums mit Feu­er und Schwert präg­te bis in die Neu­zeit das Ver­hält­nis der Reli­gio­nen im mus­li­misch-jüdisch-christ­li­chen Raum. Auch der Daesch sieht sich in einem Kreuz­zug gegen die Fein­de des wah­ren Islam, wel­che in ihren Mythen dann in einer Schlacht im tür­kisch-syri­schen Grenz­ge­biet ver­nich­tet werden.
Aber zurück zum Namen „Al-dau­la al-Isla­mi­ja fi-l-Iraq wa-l-Sham“, abge­kürzt: Da’esh.
Dies wäre ein kor­rek­ter Name für den so genann­ten IS, statt der englisch/deutschen Fas­sung. War­um also nen­nen sich die­se maro­die­ren­den Hau­fen nicht so?
Weil dum­mer­wei­se das ara­bi­sche Wort Da’esh eine recht nega­ti­ve Bedeu­tung hat. Es bedeu­tet soviel wie „Zwie­tracht sähen“ oder „zer­tre­ten“ und ist wohl ein­fach zu zutref­fend. Jeden­falls ver­su­chen die so Bezeich­ne­ten seit cir­ca drei Jah­ren, die Ver­wen­dung die­ses Begrif­fes zu unter­bin­den. Ja, es wird sogar berich­tet, dass in Kobanê kur­di­sche Ver­tei­di­ger durch den Zuruf „Da’esh, Da’esh!“ die Angrei­fer dazu gebracht haben, unter Ver­nach­läs­si­gung aller Deckung wut­er­füllt auf die Ver­tei­di­ger zuzu­lau­fen, wodurch sie leich­te Opfer der kur­di­schen Geschos­se wur­den. Dies soll sogar mit­ent­schei­dend im Kampf um Kobanê gewe­sen sein.
So haben wir diver­se Grün­de, den „IS“ bei sei­nem rich­ti­gen Namen zu nennen.
Also sagen wir Daesch!

Quel­le: Süd­deut­sche Zei­tung vom 23.11.2015.

aus der Ober­hau­se­ner Bei­la­ge zur Avan­ti 239, Dezem­ber 2015
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