Den Wiederaufbau von Kobanê unterstützen!
Auf Einladung der Partei Die Linke kam Nassan Ahmad, Gesundheitsminister von Kobanê, am 9. Mai 2015 nach Dinslaken. Er machte deutlich, unter welch katastrophalen Bedingungen die Menschen in Kobanê heute leben. Die einzige demokratische Alternative zu den autoritären Regierungen in der Region benötigt dringend internationale Unterstützung für den Wiederaufbau.
P.S.
Kobanê ist eine Stadt im Norden Syriens und gehört zum gleichnamigen Kanton in Rojava (Westkurdistan). Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien begannen 2012 die BewohnerInnen von Rojava mit Erfolg, demokratische Selbstverwaltungsstrukturen aufzubauen, ohne vorab mit solchen Strukturen Erfahrungen gesammelt zu haben. Alle Menschen verfügen dort seitdem über das Recht, ihre ethnische, sprachliche, geschlechtliche, religiöse und kulturelle Identität zu leben. Die Rechte der Frauen sind umfassend gesetzlich garantiert. Frauen sind in Rojava zu einer treibenden Kraft geworden.
Am 15. September 2014 erfolgten die ersten schweren Angriffe durch ca. 9.000 IS-Anhänger auf Kobanê. Zu der Zeit befanden sich dort nur Verteidigungseinheiten, die gegen die eingesetzte schwere Artillerie keine Abwehrwaffen hatten. 450 Dörfer wurden vom IS eingenommen. Die BewohnerInnen mussten fliehen. Ca. einen Monat lang kämpften die Volksverteidigungseinheiten von Rojava (YPG) allein gegen den Terror. Durch Öffentlichkeitsarbeit und internationale Solidarität, durch Veranstaltungen und Demonstrationen, wurde erreicht, dass der bewaffnete Widerstand gegen den IS international und mit wirksamen Waffen unterstützt wurde. So konnte die Stadt Kobanê am 27. Januar 2015 befreit werden.
Von den eingenommenen Dörfern sind jedoch 40 bis 50 weiterhin unter der Kontrolle des IS. Die Infrastruktur der befreiten Dörfer und der Stadt Kobanê sind fast vollständig zerstört. Dies gilt für die Wasser- und Stromversorgung ebenso wie für Schulen und Krankenhäuser.
Viele Leichen können aus den zerstörten Gebäuden nicht geborgen werden, da es an entsprechendem Gerät mangelt. Die Bevölkerung wird durch nicht geräumte Munition gefährdet. Der zurückweichende IS hat zudem Minen auch in Häusern versteckt, durch die es noch nach dem Ende der Kämpfe Tote und Verletzte gibt.
Trotz der Zerstörung wollen die Menschen, die vor dem Terror des IS geflohen sind, nun nach Kobanê zurückkehren. Die Stadt muss wieder aufgebaut werden, was nur mit internationaler Unterstützung möglich ist. Hierzu muss ein Korridor nach Kobanê geschaffen werden, durch den Hilfsgüter transportiert werden können. Derzeit erfolgt die Lieferung von Hilfsgütern über die Türkei, die jedoch ihre Grenzen meist verschließt. Auch die Ein- und Ausreise der Menschen ist schwierig.
Kobanê ist als ein fortschrittliches Projekt zur Zielscheibe des IS geworden. Die Angriffe richteten sich gegen Menschlichkeit, Demokratie und Frauenrechte. Die BewohnerInnen haben dafür gekämpft, dass der IS keinen Erfolg hat. Dies hat für sie viel Leid mit sich gebracht. Ihre Existenzgrundlage wurde zerstört. Viele mussten fliehen und sind traumatisiert. Tausende Menschen, haupt- sächlich ZivilistInnen, wurden ermordet. Nassan Ahmad sieht es als eine moralische Pflicht der internationalen Gemeinschaft, dass sie die Menschen in Kobanê jetzt beim Wiederaufbau unterstützt und auch den nötigen politischen Druck auf die Türkei ausübt.