Zum Tod von Simo­ne Veil

Zum Tod von Simo­ne Veil

Pres­se­mit­tei­lung der NPA1

Simone Veil (2008). Foto: Marie-Lan Nguyen. CC BY 3.0, Wipipedia.

Simo­ne Veil (2008). Foto: Marie-Lan Nguy­en. CC BY 3.0, Wipipedia.

Nach ihrem Tod wur­de Simo­ne Veil von einem Chor bestehend aus den ehe­ma­li­gen Füh­rern der RPR2, der UDF3 und des FN4 gewür­digt.  Genau von  den­je­ni­gen, die sie auf üble Art und Wei­se beschimpft haben, als Simo­ne Veil das Gesetz zur Lega­li­sie­rung des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs im Jah­re 1974 ver­tei­digt hat.

Die NPA (Neue Anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Par­tei) teilt die­se Ein­hel­lig­keit nicht. Trotz­dem gilt unse­re Hoch­ach­tung dem Mut einer Über­le­ben­den der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger. Sie zeig­te den Mut, ein Gesetz zu ver­tei­di­gen, wel­ches kein Füh­rer ihrer Par­tei haben woll­te und wel­ches fast alle bekämpften.

Doch der Mut von Simo­ne Veil erin­nert uns auch dar­an, dass das Gesetz zur Lega­li­sie­rung des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs einer Mobi­li­sie­rung von Frau­en und Män­nern nicht nur in Frank­reich, son­dern zum Bei­spiel auch in ganz Euro­pa, den USA, Kana­da, Latein­ame­ri­ka zu ver­dan­ken ist, einer Mobi­li­sie­rung für das Recht der Frau­en, über ihren Kör­per selbst zu bestimmen.

Wir ver­ges­sen auch nicht den Mut der 343 Unter­zeich­ne­rin­nen eines Mani­fests, in dem sie sich selbst der Abtrei­bung bezich­ti­gen. Wir erin­nern an die Peti­tio­nen der Ärz­te, die ille­ga­le Schwan­ger­schafts­ab­brü­che durch­ge­führt haben, und erin­nern an die Unter­stüt­zungs­ko­mi­tees für die Frau­en, die ver­folgt wur­den, weil sie bei Abtrei­bun­gen Hil­fe geleis­tet oder selbst abge­trie­ben haben, und ver­wei­sen in die­sem Zusam­men­hang auf den Straf­pro­zess von Bobi­gny. Hun­dert­tau­sen­de von Frau­en, die all­jähr­lich heim­lich unter den Bedin­gun­gen der Ille­ga­li­tät abge­trie­ben haben, muss­ten dabei ihr Leben riskieren.

Die­se bro­deln­de und viel­fäl­ti­ge Mobi­li­sie­rungs­wel­le hat der Regie­rung Gis­card-Chi­rac im Jah­re 1974 die Lega­li­sie­rung des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs abgerungen. 
Die Ach­tung vor Simo­ne Veil gebie­tet es, dass der Kampf, der auch ihr Kampf war, nicht falsch dar­ge­stellt wird. Simo­ne Veil hat als Femi­nis­tin sowohl das Recht der Frau­en, über ihren Kör­per selbst zu bestim­men, ver­tei­digt, als auch als Gesund­heits­mi­nis­te­rin die Risi­ken von ille­ga­len Schwan­ger­schafts­ab­brü­chen beseitigt.

Wir wür­di­gen den Mut von Simo­ne Veil, mit dem sie der ent­fes­sel­ten Frau­en­feind­lich­keit der Abge­ord­ne­ten auch ihrer eige­nen Par­tei wider­stan­den hat. Auch sie konn­te dies nur mit einer sozia­len Bewe­gung im Rücken, die all ihre krea­ti­ven Fähig­kei­ten für die Mobi­li­sie­rung einsetzte […]. 
Mon­treuil, den 30. Juni 2017

Wir lie­ben muti­ge Men­schen. Adieu et mer­ci Simo­ne. (Die Übersetzerin)

Quel­le: https://npa2009.org/communique/disparition-de-simone-veil
Über­set­ze­rin: I. K.

Fuß­no­ten
(1) Nou­veau Par­ti anti­ca­pi­ta­lis­te, deutsch „Neue Anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Par­tei“. Im Jahr 2009 mit­be­grün­det von der fran­zö­si­schen Sek­ti­on der Vier­ten Internationale.
(2) Ras­sem­blem­ent pour la Répu­bli­que, sinn­ge­mäß „Samm­lungs­be­we­gung für die Repu­blik“; ehe­ma­li­ge Par­tei der poli­ti­schen Rech­ten, 1979 von Jac­ques Chi­rac gegründet. 
(3) Uni­on pour la Démo­cra­tie Fran­çai­se, deutsch „Uni­on für die fran­zö­si­sche Demo­kra­tie“; ehe­ma­li­ge Par­tei der rech­ten Mitte.
(4) Front natio­nal, deutsch „Natio­na­le Front“, Par­tei der extre­men Rech­ten in Frankreich.

Simo­ne Veil
• Gebo­ren am 13. Juli 1927 in Nizza. 
• Im März 1944 wur­de sie nach Ausch­witz und Ber­gen-Bel­sen ver­schleppt, wo sie ihre Eltern und ihren Bru­der ver­lor. Nach dem Krieg stu­dier­te sie Jura und erwarb ein Diplom der Hoch­schu­le für poli­ti­sche Stu­di­en in Paris. 
• Ihren Berufs­weg begann sie 1957 im Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um (bis 1968); 1969 wur­de sie fach­li­che Bera­te­rin im Kabi­nett des Minis­ter­prä­si­den­ten Ple­ven. 1970 über­nahm sie die Stel­le der Gene­ral­se­kre­tä­rin des Obers­ten Rich­ter­ra­tes, der höchs­ten Ver­wal­tungs­in­stanz der fran­zö­si­schen Rich­ter. Von 1974 - 1979 beklei­de­te sie ver­schie­de­ne Minis­ter­pos­ten (1974 bis 1978 Gesund­heits­mi­nis­te­rin, ab 1977 zugleich Minis­te­rin für die Sozia­le Sicher­heit; 1978 bis 1979 Minis­te­rin für Gesund­heit und Familie). 
• Von 1979 - 1993 war sie Mit­glied des Euro­päi­schen Par­la­ments; 1979 wur­de sie für zwei­ein­halb Jah­re als ers­te Frau Prä­si­den­tin des erst­mals direkt gewähl­ten Euro­päi­schen Par­la­ments. Sie setz­te sich nach­drück­lich für eine Stär­kung der Rol­le und der Kom­pe­ten­zen des Euro­päi­schen Par­la­ments ein. 1993 kehr­te sie als Minis­te­rin für Sozia­les, Gesund­heit und Stadt­po­li­tik in die fran­zö­si­sche Regie­rung zurück (bis 1995). 2009 erhielt Simo­ne Veil bei der Ver­lei­hung des Deutsch-Fran­zö­si­schen Jour­na­lis­ten­prei­ses den Medienpreis.
Quel­le: www.france-allemagne.fr/Simone-Veil,1407.html

Am 30. Juni 2017 ist Simo­ne Veil im Alter von 89 Jah­ren verstorben.

aus der Ober­hau­se­ner Bei­la­ge zur Avan­ti, Juni/Juli 2017.
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